Untreue

Anwalt Witti zu elf Monaten bedingt verurteilt

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Das Amtsgericht München hat gegen den in Österreich aus dem Kaprun-Verfahren bekannten Rechtsanwalt Michael Witti Strafbefehl wegen Untreue über elf Monate Haft auf Bewährung erlassen.

Wie das deutsche Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf den Strafbefehl berichtet, leitete Witti knapp 48.000 Euro, die er vor Gericht durchgesetzt hatte, nicht an seine Mandanten weiter, sondern zweigte das Geld "für private oder kanzleibezogene Zwecke" ab. Bei den Mandaten handelte es sich um zehn in den USA lebende Juden, die während der Naziherrschaft in Ghettos gefangen waren.

"Ghetto-Renten"
In Kooperation mit einem New Yorker Entschädigungsbüro hatte Witti für die Opfer sogenannte "Ghetto-Renten" zwischen 300 Euro und 23.000 Euro erstritten. Die Summen flossen auf ein Konto Wittis bei der HypoVereinsbank. Spätestens im Frühjahr 2006 hätte der Anwalt das Geld abzüglich seines Honorars von knapp 17 Prozent weiterleiten müssen. Weil dies unterblieb, stellten die Betroffenen Strafanzeige, Staatsanwälte durchsuchten im Juni 2007 Wittis Kanzlei in München.

Im Strafbefehl vom 5. März 2008 heiß es laut "Focus", Witti habe aufgrund "erheblicher Schulden und finanzieller Schwierigkeiten" das fremde Geld "bewusst" behalten. Damit nahm er die "konkrete Gefahr in Kauf", dass seine Mandanten ihre "Ghetto-Renten" einbüßen. Unter dem Druck der Ermittlungen überwies Witti das Geld den rechtmäßigen Besitzern. Weil er die Summe nicht aufbringen konnte, half seine Mutter mit einem Privatdarlehen aus.

Eigentumswohnungen zwangsversteigert
Außerdem habe eine Gerichtsvollzieherin des Amtsgerichts München Witti zu einer eidesstattlichen Versicherung gezwungen. Wie "Focus" unter Berufung auf die Vermögensaufstellung vom 12. März berichtet, verfügt der Rechtsanwalt über kein Bargeld, keine Wertpapiere und kein Einkommen. Seinen Porsche sowie zwei Motorräder verkaufte er kürzlich seinem Bruder. Zwei weitere Autos sowie drei Lebensversicherungen befinden sich zur Absicherung eines Kredits im Besitz der Bank. Von dem Darlehen hatte sich Witti vor einigen Jahren vier Eigentumswohnungen in Chemnitz gekauft, die nun zwangsversteigert werden sollen. Durch den offenkundigen Vermögensverfall gerate Wittis Zulassung als Rechtsanwalt in Gefahr.

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