Sturmwarnung

Berliner Bahnhof wieder offen

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Die Deutsche Bahn hat den oberirdischen Teil des Berliner Hauptbahnhofs am Sonntag wieder geöffnet.

Der wegen einer Sturmwarnung sicherheitshalber geschlossene Berliner Hauptbahnhof ist am Sonntag nach rund fünf Stunden wieder geöffnet worden. Das bestätigte ein Bahnsprecher. Der Deutsche Wetterdienst hatte laut Bahn zuvor ein Abflauen der starken Böen für die Region gemeldet.

Die Zentralstation direkt am Regierungsviertel war am Nachmittag abgeriegelt worden. Rund 1500 Menschen mussten das Gebäude verlassen. Hintergrund der Vorsichtsmaßnahme war das Herabstürzen eines tonnenschweren Stahlteils von der Fassade im Orkan "Kyrill" in der Nacht zum Freitag.

In einer Erklärung hieß es, es handle sich um eine Vorsorgemaßnahme, nachdem während des Orkans "Kyrill" am Donnerstagabend ein tonnenschwerer Träger der Fassade aus rund 40 Meter Höhe abgestürzt war.

Das Sturmtief Kyrill hat in der Nacht auf Freitag eine Schneise der Zerstörung durch West- und Mitteleuropa geschlagen und dabei mindestens 43 Menschen getötet. Allein in Deutschland starben laut Polizei und Innenministerien elf Menschen. In Großbritannien riss Kyrill mindestens dreizehn Menschen in den Tod. Neben zahlreichen Verletzten gab es Schäden in Milliardenhöhe und ein Verkehrschaos. Eine erste Experten-Schätzung beläuft sich auf etwa eine Milliarde Euro Kosten durch den Sturm.

Zugverkehr eingeschränkt, Flüge gestrichen
Der Zugverkehr war erheblich eingeschränkt, hunderte Flüge wurden europaweit gestrichen. Am Freitag normalisierte sich das Leben nur schleppend: Zehntausende Haushalte waren in Großbritannien und Polen zunächst noch ohne Strom, viele Bahnstrecken nicht passierbar. Nach ukrainischen Angaben legte der Orkan den südlichen Teil der Ölpipeline "Druschba" (Freundschaft) für Stunden lahm.

Ärmelkanal besonders betroffen
Besonders wild tobte "Kyrill" im Ärmelkanal. Ein in Seenot geratener Containerfrachter mit gefährlicher Ladung wird derzeit an die südenglische Küste geschleppt. Die manövrierunfähige "MSC Napoli" werde von zwei französischen Schleppschiffen zum Hafen von Portland gezogen, sagte eine Sprecherin der Küstenwache am Freitagabend. Der 275-Meter-Frachter wies mehrere Risse auf, durch die auch Wasser in den Maschinenraum eindrang, weswegen ein Auseinanderbrechen befürchtet wurde. Die Besatzung wurde per Hubschrauber gerettet. An Bord des Schiffs sind 2394 Container, von denen einige giftige Stoffe enthalten.

Die Eurostar-Schnellzüge konnten am Freitag ihre Fahrt zwischen London und dem europäischen Festland wieder aufnehmen; die Flughäfen in Großbritannien meldeten normalen Flugbetrieb.

Sechs Tote in den Niederlanden
In den Niederlanden riss der Sturm sechs Menschen in den Tod. Auf dem Universitätsgelände von Utrecht stürzte ein Kran auf ein Gebäude. Die Versicherungen schätzen den Sachschaden in den Niederlanden auf etwa 160 Millionen Euro.

Auch im Nachbarland Belgien herrschte wegen des Sturms ein Verkehrschaos, zwei Menschen starben. Frankreich wurde von "Kyrill" nur gestreift, dennoch starben mindestens drei Menschen während des Sturms. Zudem beschädigte ein vom Orkan weggefegtes Baugerüst die gotische Kathedrale von Saint-Omer.

225 km/h in der Schweiz
Die Spitzengeschwindigkeit des Orkans wurde am Freitagmorgen mit 225 Stundenkilometern am Schweizer Aletschgletscher gemessen, wie der Wetterdienst Meteomedia mitteilte. In der Schweiz gab es nach Angaben der Behörden keine gravierenden Schäden oder Verletzte.

Bayern: Überflutungen nach Regen
Ergiebiger Regen in Teilen Bayerns hat zu vereinzelten Überflutungen geführt. Die Pegel Thann an der Altmühl und Schenkenau an der Itz erreichten am Samstagvormittag laut dem amtlichen Hochwassernachrichtendienst die Meldestufe drei. Dies bedeutet, dass einzelne bebaute Grundstücke oder Keller überflutet werden können und der Einsatz der Wasser- und Dammwehr notwendig ist.

Immenser Schaden in Österreich
Dagegen wütete "Kyrill" in Österreich heftig und richtete vor allem in den Regionen Salzburg, Ober- und Niederösterreich immensen Sachschaden an. Hunderte Häuser wurden abgedeckt, Bäume umgeknickt und Stromleitungen unterbrochen.

Grenzübergänge gesperrt
In Tschechien waren die wichtigsten Bahnstrecken nach Deutschland am Freitag unterbrochen. Einige Grenzübergänge nach Sachsen waren zeitweise gesperrt. Der den Sturm begleitende Dauerregen ließ die Flüsse im Land deutlich anschwellen. An der nach Sachsen fließenden Elbe wurde am Freitag am unteren Lauf die höchste Stufe der Hochwasserwarnung ausgerufen. In vielen Orten war der Strom ausgefallen. Vier Menschen wurden getötet, viele weitere verletzt.

Auch in Polen mussten nach "Kyrill" zehntausende Menschen - vor allem in Niederschlesien und der ostpolnischen Region Lublin - ohne Strom auskommen, weil umgestürzte Bäume Stromleitungen niedergerissen hatten. Die Behörden meldeten vier Tote und mehr als 5.700 Einsätze der Feuerwehr.

Pipeline lahm gelegt
Dagegen fielen die Schäden in der Slowakei und Ungarn eher gering aus. Skandinavien blieb von den Verwüstungen "Kyrills" verschont. Nach ukrainischen Angaben legte der Orkan für mehrere Stunden den südlichen Strang der Ölpipeline "Druschba" (Freundschaft) lahm.

Zwei Pumpstationen waren von einem Stromausfall betroffen, wie der Zivilschutz des westukrainischen Gebietes Lwow (Lemberg) am Freitag mitteilte. Die Gesamtlieferungen russischen Erdöls in die Europäische Union seien nicht gefährdet, gab der Betreiber der Pipeline, Transneft, in Moskau bekannt.

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