Münchner Oktoberfest

Die Maß ist nicht voll

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40 Prozent der Maße sind nicht bis zum Eichstrich gefüllt. Genug Alkohol war es dennoch für Verletzte durch fliegende Krüge und Bisse.

Nach einer ersten Bilanz des Vereins gegen betrügerisches Einschenken (VGBE) auf dem Münchner Oktoberfest waren 40 Prozent der von Vereinsmitgliedern kontrollierten Maßkrüge am ersten Tag nicht bis zum Eichstrich gefüllt.

Ab 18 Uhr wird schlechter eingeschenkt
"Es hat alles sehr hoffnungsvoll angefangen", berichtete Vorstandsmitglied Jan-Ulrich Bittlinger am Sonntag. Im Schottenhamel-Zelt habe er nach dem Anstich durch Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am Samstag die erste sauber eingeschenkte Maß seines Lebens erhalten. Doch je weiter der Abend voranschritt, desto schlechter sei die Schankmoral der Wirte geworden. " Bis 18.00 Uhr waren wir noch zufrieden, dann ging es rapide bergab."

10.000 Maß Bier überprüft
Der Verein prüfte am ersten Wiesn-Tag mehr als 1.000 Maß Bier. Das Ergebnis sei zwar besser ausgefallen als in den vergangenen Jahren, sei aber noch immer ernüchternd. Mehr als 400 der Liter-Krüge seien mit weniger als 0,9 Liter Bier gefüllt gewesen. Den Negativ-Rekord habe eine beinahe nur halb volle Maß gehalten, bei der 0,45 Liter fehlten. In den Jahren 2002 und 2003 sei mehr als jede zweite Maß schlecht eingeschenkt werden.

Zusätzliche Einnahmen für die Wirte
Wenn nur 0,1 Liter Bier weniger im Glas sind, so die Rechnung des Vereins, koste die Maß statt 7,50 Euro faktisch 75 Cent mehr. Auf das gesamte Fest hochgerechnet mache das 4,5 Millionen Euro zusätzlicher Einnahmen für die Wirte. Dieses Geld sei zudem unversteuert, da die Menge des ausgeschenkten Bieres versteuert werde, nicht die verkauften Maß Bier, wie der Verein aus sicherer Quelle erfahren haben will. Während des gesamten 18-tägigen Fests will der Verein mit rund 40 Kontrolleuren 10.000 bis 18.000 Maß Bier untersuchen. Der Verein prüft auf Sicht. Die Toleranzgrenze sei einen Zeigefingerbreit unterhalb des Eichstrichs, was etwa 1,5 Zentimetern und 0,1 Liter Bier entspreche, sagte Bittlinger.

Sechs Millionen Maß pro Fest
Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl sieht unterdessen deutliche Erfolge der Kontrollen bei schlecht eingeschenkten Krügen. Die Schankmoral habe sich verbessert. "Die letzten Jahre war es aus meiner Sicht kein Problem mehr." Traditionell werden beim Oktoberfest rund sechs Millionen Maß Bier getrunken.

Fliegende Maßkrüge
Bereits am ersten Oktoberfestwochenende hat es Verletzte durch fliegende Maßkrüge und Bisse von angetrunkenen Gästen gegeben. Eine 22 Jahre alte amerikanische Touristin warf am Sonntag in einem Festzelt gleich zwei Maßkrüge auf einen Besucher. Der erste Krug traf den Mann so heftig am Kopf, dass er stark blutete. Beim zweiten Wurf konnte sich der Mann rechtzeitig ducken, der Krug traf einen anderen Gast.

Oktoberfestbesucherin biss Polizistin
Die angetrunkene 22-Jährige US-Bürgerin flüchtete. Taschendiebfahnder, die den Vorfall beobachtet hatten, konnten sie jedoch festnehmen. Warum die Frau mit den Krügen geworfen hatte, ist noch nicht geklärt. Unerklärlich blieb den Beamten auch die plötzliche Beißwut einer anderen Wiesn-Besucherin. Die 37-Jährige sollte lediglich als Zeugin bei der Polizei vernommen werden, nachdem drei Männer versucht hatten, ihr einen Geldbeutel zu stehlen. Doch plötzlich wurde die Frau aggressiv. Als eine Polizistin sie zu bändigen versuchte, biss die Frau ihr durch die Hose in den Oberschenkel.

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