Hunderte Tiere getötet

Dioxin: Jetzt auch Schweinefleisch belastet

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Erstmals wurde nun auch ein erhöhter Dioxinwert in Schweinefleisch nachgewiesen.

Im deutschen Dioxin-Skandal sind Kontrolleure in Niedersachsen erstmals auf belastetes Schweinefleisch gestoßen. In der Fleischprobe eines testweise geschlachteten Tieres von einem Mastbetrieb sei von amtlichen Veterinären ein erhöhter Giftwert festgestellt worden, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Verbraucherschutzministeriums in Hannover am Dienstag.

Tiere getötet
Wie weit der zulässige Grenzwert überschritten wurde, konnte er nicht sagen. Die Tiere seien getötet und entsorgt worden. Bei einem weiteren Betrieb weise das Fleisch eine Kontaminierung um den Grenzwert herum auf.

Der betroffene Betrieb gehörte den Angaben zufolge zu den Kunden, die mit Futtermitteln des Unternehmen Harles und Jentzsch aus Schleswig-Holstein beliefert worden war. Die Firma steht im Verdacht, 3.000 Tonnen mit Dioxin verseuchtem Futterfett verkauft zu haben, das zu Tierfutter verarbeitet wurde.

Österreich: Kein Hinweis auf Dioxin
An der Situation für österreichische Konsumenten hat sich laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nichts geändert. Angesichts der bekannten Vertriebswege des kontaminierten Futtermittels gebe es keinen Hinweis, dass die betroffenen deutschen Betriebe Waren nach Österreich geliefert hätten.

Dioxin über Futter aufgenommen
Bisher war Dioxin in Eiern und im Gewebe von Legehennen nachgewiesen worden.
Das Dioxin gelangte über den Futterfett-Hersteller in Schleswig-Holstein in den Lebensmittelkreislauf. Vorsorglich war über Tausende Höfe eine Handelssperre verhängt worden. Diese wurde für die meisten Betriebe inzwischen wieder aufgehoben.

Rätselraten über Ursachen
Die Organisation Foodwatch hatte erklärt, die hohe Dioxinbelastung ergebe sich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" aus dem Muster einer Futterfett-Probe, die von dem in Bösel sitzenden Partnerunternehmen von Harles und Jentzsch stammt. Die Organisation gab an, die Analyse der Dioxin- und Furanverbindungen in der Probe weise auf Rückstände einer Pentachlorphenol-Verbindung hin, wie sie als Pilzgift eingesetzt werde. In Deutschland darf Pentachlorphenol seit 1986 nicht mehr produziert und seit 1989 nicht angewendet werden.

Die Informationen von Foodwatch decken sich nicht mit den Analysen staatlicher Lebensmittelchemiker. Für Pentachlorphenol seien hohe Gehalte zweier charakteristischer Dioxinverbindungen typisch, sagte Peter Fürst vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Münster. "Sie ragen aber bei unseren Proben nicht heraus." Bisher seien alle Erklärungsversuche für die Dioxinbelastung "reine Spekulation".

Urprungsbezeichnung gefordert
Aus Österreich wurden Rufe nach schärferen Regeln bei der Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln laut. Die Europäische Kommission wolle künftig jedes Frischfleisch in Europa kennzeichnen lassen, sagten die SPÖ-Europaabgeordneten Jörg Leichtfried und Karin Kadenbach. "Verbraucher könnten dann auch bei Hühner-, Schweine- oder Lammfleisch erkennen, wo der Ursprung liegt. Bisher gilt diese Kennzeichnungspflicht lediglich für Rindfleisch", erläuterte Kadenbach. "Dass die EU-Kommission nun erst in Folge des Dioxin-Skandals tätig wird, ist enttäuschend. Ich hoffe jetzt aber auf eine umso entschiedenere Vorgehensweise", so Leichtfried. FPÖ-Konsumentenschutzsprecher Heinz Hackl will zudem die Einfuhrbestimmungen für Fleisch aus Deutschland verschärft sehen, die Einfuhr von Eiern aus dem Nachbarland solle überhaupt verboten werden.


 




 

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