Sudan

Entführte Touristen jetzt offenbar in Libyen

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Die in der ägyptischen Sahara entführten europäischen Touristen sind offenbar nach Libyen verschleppt worden.

Die fünf Deutschen, fünf Italiener und eine Rumänin sowie ihre acht ägyptischen Begleiter befänden sich jetzt 15 Kilometer tief in libyschem Gebiet, sagte der sudanesische Außenamtssprecher Ali Youssef Ahmed am Donnerstag. Die ägyptische Regierung erklärte, ihr sei davon nichts bekannt. Aus Libyen gab es vorerst keine Stellungnahme.

Sechs Millionen Euro Lösegeld gefordert
Ein ägyptischer Regierungsvertreter sagte, dass die Geiselnehmer von der deutschen Regierung ein Lösegeld von sechs Millionen Euro verlangten. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier wollte sich am Rande der UN-Vollversammlung in New York nicht zu den Berichten äußern. Der deutsche Krisenstab im Auswärtigen Amt in Berlin "alles versucht, was zur schnellen Freilassung der Geiseln führt".

Dem sudanesischen Außenamtssprecher zufolge haben sudanesische Soldaten die Entführer seit ihrem Eindringen in den Sudan beobachtet. So hätten sie auch gesehen, wie die Reisegruppe in drei Allradfahrzeugen aus dem Gebiet der Oweinat-Berge im Nordwesten des Landes weiter nach Libyen gefahren sei. Sie seien jedoch nicht eingeschritten, um das Leben der Geiseln nicht zu gefährden. Die Grenzen in dem unbewohnten Wüstengebiet sind kaum gesichert, meist markieren nur Holzpfähle ihren Verlauf.

Die Kidnapper und die Touristen hätten sich nach Libyen bewegt und befänden sich nun "etwa 13 bis 15 Kilometer jenseits der Grenze", sagte Ali Youssef. "Allen Geiseln geht es unseren Informationen zufolge gut, wir beobachten die Lage." Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena berichtete unter Berufung auf Regierungskreise in Kairo, dass der jüngste Ortswechsel aus Mangel an Trinkwasser erfolgt sein könnte.

Die Reisegruppe wurde am vergangenen Freitag auf einer Sahara-Safari im Südwesten Ägyptens entführt und zunächst in den Sudan gebracht. Der einzige Kontakt zur Außenwelt besteht nach ägyptischen Angaben in zwei täglichen Anrufen des zu der Gruppe gehörenden ägyptischen Reiseveranstalters mit seiner in Ägypten lebenden deutschen Ehefrau. Bei den Entführern handelt es sich offenbar um Angehörige eines sudanesischen Wüstenstamms, wie laut Ali Youssef Ahmed dem Akzent der Männer zu entnehmen ist. Ihre Identität blieb weiter unklar.

Nach ägyptischen und sudanesischen Angaben besteht inzwischen ein direkter Kontakt der deutschen Behörden zu den Entführern. Details wurden nicht bekannt, und das Auswärtige Amt hielt sich weiter bedeckt. Der ägyptische Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte am Donnerstag, dass die deutsche Regierung nach den Forderungen der Entführer als einzige sechs Millionen Euro Lösegeld für die Befreiung der Geiseln zahlen solle.

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