Nach Zugunglück

Ermittlungen zur Unfallursache laufen

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Nach dem schweren Zugunglück im Nordosten Tschechiens schweben noch zwei Menschen in Lebensgefahr.

Offiziellen Angaben zufolge starben sieben Menschen. Mehr als 60 wurden verletzt, als ein EuroCity am Freitag auf dem Weg von Krakau (Polen) nach Prag gegen eine Brückenkonstruktion raste. Bei den Toten handelt es sich um vier Frauen und einen Mann aus Tschechien, um einen Polen und einen Ukrainer.

Ermittlungen laufen noch
Unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen wollten sich die Behörden am Samstag nicht näher zur Unfallursache auf der Bahnstrecke bei Studenka (Bezirk Novy Jicin) äußern. Ein tschechischer Regionalpolitiker machte jedoch in Presseberichten eine Baufirma für das Unglück verantwortlich, die 1961 Reparaturarbeiten durchführte. Doch das ist mehr als 40 Jahre her. Die Brücke befand sich seit längerem in schlechtem Zustand und wurde deshalb seit April saniert. Die Bauarbeiten sollten bis Oktober dauern.

Brückenkonstruktion stürzte ein
Das tschechische Internetportal idnes.cz veröffentlichte anhand von Zeugenaussagen eine mögliche Version des Hergangs. Demnach hatte die Baufirma versucht, ein Brückensegment unmittelbar vor dem herannahenden Schnellzug über die Bahnstrecke zu bewegen. Dabei brach die alte Brückenkonstruktion und stürzte ein. Der Zug raste in die Trümmer. Der Lokführer des EuroCity 108 "Comenius", der mit 135 Kilometern pro Stunde auf die Baustelle zugefahren war, konnte zwar mit einer Notbremsung die Geschwindigkeit noch leicht verringern, den Aufprall aber nicht mehr verhindern. Die Lokomotive und sechs Waggons entgleisten. Am Samstagvormittag waren die Aufräumarbeiten noch im Gange, die Strecke blieb weiter gesperrt.

Sieben Tote
Bei den Toten soll es sich um fünf Tschechen, einen Polen und einen Ukrainer handeln. Eine Krankenhaussprecherin sagte, unter den eingelieferten schwerer verletzten Zugreisenden seien zwei französische Staatsbürger. Laut tschechischen und slowakischen Medienberichten war bei Bauarbeiten ein Teil einer Autobahnbrücke beim Ort Studenka unmittelbar vor einem herannahenden Schnellzug eingestürzt - dieser raste in die Trümmer. Die Lokomotive und sechs Waggons entgleisten.

Der tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek und sein polnischer Kollege Donald Tusk reisten zu der Unfallstelle, teilten ihre Büros mit. Topolanek kündigte an, die Ursache des Unglücks werde ermittelt und der dafür Verantwortliche zur Verantwortung gezogen. "Es ist klar, dass keine finanzielle Entschädigung Schmerz und Trauer jener mildern kann, die von diesem Ereignis betroffen sind", sagte er. 1995 kamen bei einem Zugsunglück in Tschechien 19 Menschen ums Leben.

Mit 135 km/h unterwegs
Der EuroCity 108 "Comenius" war laut einem Sprecher der staatlichen tschechischen Eisenbahninspektion um 10.30 Uhr kurz hinter Ostrava mit einer Geschwindigkeit von 135 Kilometern pro Stunde auf die Brückentrümmer zugerast. Der Lokomotivführer habe das Tempo mit einer Notbremsung zwar noch auf rund 120 km/h reduzieren, aber den Aufprall nicht verhindern können.

"Wie ein Massaker"
Ein tschechischer Journalist berichtete im Nachrichtenportal idnes.cz vom Unglücksort: "Das ist wie ein Massaker. Die Lokomotive hat sich gegen die Fahrtrichtung gedreht, die ersten Waggons sind vollkommen zertrümmert. Hunderte Rettungsleute ziehen der Reihe nach Verletzte aus den Waggonfenstern." Der Zug war um 7.00 Uhr in Krakau abgefahren und sollte fahrplanmäßig um 14.00 Uhr in Prag ankommen.

Die 1961 erbaute Autobahnbrücke über die Bahnstrecke befand sich seit längerem in schlechtem Zustand. Sie wurde seit April saniert. Die Bauarbeiten sollten bis Oktober dauern.

(c) Foto: AP

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