Prozess

Gutachter sieht Fourniret-Ehefrau als pervers an

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Nach Meinung der Gutachter war es ein Wechselspiel zwischen den beiden. Jeder brauchte den anderen um seine Fantasien zu verwirklichen.

Perverse Mittäterin oder manipuliertes Opfer: Im Prozess um den geständigen "Jungfrauenmörder" Michel Fourniret ist es am Freitag vor allem um die Rolle von Fournirets Frau Monique Olivier gegangen. Die Anklage wirft ihr vor, Fournirets Perversität gefördert zu haben. "Jeder brauchte den anderen, um seine Fantasien zu verwirklichen", hieß es. Beide seien Manipulateur und Werkzeug des jeweils anderen gewesen. Fourniret erklärte dagegen in einem Brief an den Richter, Monique Olivier sei unschuldig. Er selbst sei "böse und jeglicher menschlichen Regung ledig" und habe seine Frau manipuliert.

Sieben Morde werden Fourniret zur Last gelegt
In dem Prozess geht es um die Verschleppung, Vergewaltigung und Ermordung von sieben Mädchen und Frauen in Frankreich und Belgien. Fourniret hat die sieben Morde gestanden. Weitere ihm zugeschriebene Bluttaten streitet er aber ab. Den Ermittlungen zufolge könnte er 15 Frauen getötet haben. Olivier soll einen mörderischen Pakt mit ihrem Lebensgefährten geschlossen haben. Die Angeklagte soll ihrem Mann Mädchen zugeführt und ihm bei seinen Sexualtaten geholfen haben.

Gutachter beschrieben Olivier als intelligent und scheu. Ein Psychiater bescheinigte ihr einen Intelligenzquotienten von 131. Sie sei in der Lage, die Perversität von Männern für ihre eigenen perversen Fantasien auszunutzen, und sei unempfindlich für die Schmerzen anderer. Die Mutter zweier Kinder hörte sich die Ausführungen schweigend und mit gesenktem Kopf an.

Eklat am zweiten Prozesstag
Der zweite Prozesstag begann mit einem Eklat. Fourniret weigerte sich, seine Zelle zu verlassen, und wurde von Polizisten der Sondereingreiftruppe GIPN zwangsweise dem Richter vorgeführt. Anwälte nutzten die große Pressepräsenz zu einer Protestkundgebung gegen eine Justizreform. Der Richter unterbrach daraufhin für mehrere Stunden den Prozess.

Am Vortag hatte Fourniret zum Auftakt des Prozesses angekündigt, er werde während der Verhandlungen schweigen. Er übergab dem Vorsitzenden Richter und den Anwälten der Nebenkläger eine schriftliche Erklärung. Er wolle sich nicht dem "Glucksen" eines Publikums aussetzen, das "nach einem Kinofilm giert", heißt es in der Erklärung. Fourniret bezeichnete sich darin selbst als schuldig. Er sei ein "Wesen, dem es an jeglichem menschlichen Gefühl fehlt".

Zahlreiche Angehörige der Opfer nehmen Teil
An dem bis Ende Mai angesetzten Prozess nehmen Dutzende Angehörige der Opfer teil. Für sie geht es auch um die Frage, warum Polizei und Justiz fast 16 Jahre brauchten, um Fourniret nach seinem ersten Mord festzunehmen. Auch dies gelang nur durch einen Zufall: 2003 konnte ein Entführungsopfer dem Franzosen in Belgien entkommen und sein Auto samt Kennzeichen beschreiben. Auf sein Konto gehen vermutlich noch andere Morde. In zwei weiteren Fällen wurden bereits Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet.

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