Hilfe für die Opfer

Haiti benötigt zehn Milliarden Dollar

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2200 US-Marinesoldaten trafen im zerstörten Port-au-Prince ein.

Im Kampf gegen die Anarchie nach dem Erdbeben in Haiti wollen die Vereinten Nationen jetzt Tausende weitere Soldaten und Polizisten in das zerstörte Land schicken. Der UN-Sicherheitsrat werde wohl noch am Dienstag die Aufhebung der bisherigen Obergrenze für die Blauhelmtruppen in Haiti beschließen, erklärte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Alejandro Wolff. Die UN-Mission in Haiti habe weitere 2.000 Soldaten und 1.500 Polizisten angefordert, um die Hilfskonvois und die Verteilung der Güter zu sichern, erklärten UN-Diplomaten.

Verteilung der Hilfsgüter behindert
Auch die USA fliegen weitere Truppen in das Katastrophengebiet, ihre Zahl sollte nach Angaben eines Militärsprechers zunächst auf 12.000 steigen. Die Dominikanische Republik hat schon ein 800 Mann starkes Bataillon angeboten, das ab Ende der Woche die Straße von Port-au-Prince zur dominikanischen Grenze sichern könnte, der einzigen Landverbindung, die Haiti ins Ausland hat. Der französische UN-Botschafter Gerard Araud erklärte, auch die Europäische Union sei bereit, Polizisten zu entsenden. "Wir müssen schnell und entschlossen handeln", sagte Araud.

Nach Angaben von Helfern kommt es in einzelne Vierteln von Port-au-Prince immer wieder zu Gewalttaten, was die Verteilung von Hilfsgütern behindert. Einige Bewohner hätten Milizen organisiert, um das, was sie noch besitzen, zu schützen. In einem Bezirk wurden die Straßen mit Autos blockiert, junge Männer patrouillierten in den Straßen.

US-Luftwaffe wirft Güter ab
Um die immer noch schleppende Verteilung der Hilfe zu beschleunigen, warf die US-Luftwaffe nun doch erstmals Hilfsgüter aus der Luft ab. Insgesamt habe es sich um 14.500 Fertigmahlzeiten und 15.000 Liter Wasser gehandelt, die in ein gesichertes Gebiet nordöstlich der Hauptstadt Port-au-Prince niedergingen, erklärte eine Sprecherin. Es werde derzeit geprüft, ob sich diese Methode auch für den Rest des Landes eigne.

Erst vor wenigen Tagen hatte Verteidigungsminister Robert Gates erklärt, dass solche Aktionen kurz nach einer Katastrophe nicht sinnvoll seien, weil sie die Gefahr von Unruhen erhöhten, wenn es keine geordneten Strukturen für die Verteilung gebe.

200.000 Todesopfer
Eine Woche nach dem Erdbeben in Haiti wird allmählich das volle Ausmaß der Katastrophe deutlich. Die haitianische Regierung rechnet nach Angaben der EU-Kommission mittlerweile mit 200.000 Todesopfern. Der Präsident der Dominikanischen Republik schätzt die Kosten für die Unterstützung der Überlebenden und den Wiederaufbau Haitis auf zehn Milliarden Dollar in den nächsten fünf Jahren. Nach einem Treffen mit dem haitianischen Präsidenten Rene Preval schlug Fernandez die Gründung eines internationalen Komitees vor, das den Wiederaufbau überwachen solle.

Weitere österreichische Helfer
Die EU kündigte ein Hilfspaket von 422 Millionen Euro für die Überlebenden an. Neben den von verschiedenen EU-Ländern bereits zugesagten Hilfsgeldern in Höhe von 92 Millionen Euro sollten 330 Millionen Euro aus dem Gemeinschaftshaushalt nach Haiti fließen.

Am Dienstag machten sich weitere österreichische Helfer ins Krisengebiet auf. Sechs Helfer des Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) sollen am Nachmittag vom Flughafen Wien-Schwechat ins Erdbebengebiet nach Haiti aufbrechen. Das Team habe die Aufgabe Wasser- und Sanitäranlagen für 20.000 Menschen zu errichten, so die Hilfsorganisation

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