Migrantendrama

Lampedusa: Einwohner gegen Flüchtlinge

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200 Polizisten trafen auf Lampedusa auf, um Unruhen auf der Insel vorzubeugen.

Die Bewohner der Mittelmeerinsel Lampedusa südlich von Sizilien revoltieren gegen die massive Flüchtlingswelle aus Tunesien. Die rund 5.300 Bewohner der Insel befürchten, dass die verzweifelten Migranten in die Wohnungen eindringen könnten. Für Aufregung sorgte am Dienstag der Fall eines Kindes, dem ein Flüchtling sein Handy gestohlen hatte. "Wir sind an Flüchtlinge gewohnt. Jetzt sind sie auf der ganzen Insel frei unterwegs, wir befürchten, dass bald etwas passieren könnte", sagte eine Lehrerin.

Der Bürgermeister von Lampedusa, Bernardino De Rubeis, verordnete, dass den Migranten kein Alkohol verkauft werden soll. "Wir wollen die öffentliche Sicherheit garantieren", sagte der Bürgermeister. 200 Polizisten trafen auf Lampedusa auf, um Unruhen auf der Insel vorzubeugen. Seit Jahren ist die 20 Quadratkilometer große Insel zwischen Sizilien und Tunesien für Immigranten ein Hauptzugang für den EU-Raum. Der Seeweg nach Lampedusa ist von Tunesien aus nur halb so weit wie von Sizilien.

Nachdem in den vergangenen Tagen über 5.000 tunesische Migranten auf Lampedusa eingetroffen sind, wurden 2.000 Flüchtlinge im Auffanglager der Insel untergebracht. Am Dienstag wurden mit einem Schiff 200 Migranten von Lampedusa nach Sizilien gebracht.



Italien will Überfahrten stoppen
Angesichts des Ansturms tunesischer Flüchtlinge auf Lampedusa hat der italienische Außenminister Franco Frattini mit der tunesischen Regierung die Möglichkeit einer europäischen Mission zur Überwachung internationaler Gewässer besprochen, um die Überfahrt von Flüchtlingen in Richtung Europa zu stoppen. "Die tunesischen Sicherheitskräfte haben versprochen, dass sie die Häfen kontrollieren werden", erklärte Frattini, der am Montagabend bei einem Kurzbesuch in Tunis den tunesischen Interim-Regierungschef Mohammed Ghannouchi getroffen hat. Eine gemeinsame Patrouillierung mit italienischen Sicherheitskräften in tunesischen Gewässern, wie sie die Regierung Berlusconi vorgeschlagen hatte, lehnte Ghannouchi aber ab.

"Italien ist bereit, Ausstattung für die tunesische Polizei zu liefern. In Tunesien gibt es kein Sicherheitssystem mehr und wir sind bereit, Mittel und Schiffe zu entsenden", erklärte Frattini. Infolge der durch den Sturz von Präsident Zine el-Abidine Ben Ali ausgelösten Wirtschaftskrise in Tunesien flohen in den vergangenen Tagen mehr als 5.000 Tunesier nach Lampedusa.

Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und Innenminister Roberto Maroni reisten am Dienstag nach Sizilien kommen, um mit den Lokalbehörden Maßnahmen zur Bewältigung des Flüchtlingsnotstands zu besprechen. Maroni hatte an die EU am Montag um Sonderfinanzierungen in Höhe von 100 Millionen Euro zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms appelliert. Er warnte vor der Gefahr, dass 80.000 nordafrikanische Migranten Lampedusa erreichen könnten.
 

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