Lage angespannt

"Märtyrer-Begräbnisse" und Demos in Bahrain

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Auch in Saudi-Arabien rechnet das Königshaus mit Unruhen.

Nach blutigen Zusammenstößen mit Dutzenden von Toten gehen die Proteste in der arabischen Welt weiter. Allein in dem kleinen Golfstaat Bahrain versammelten sich am Freitag rund 15.000 Menschen zu "Märtyrer-Begräbnissen" für drei von den Sicherheitskräften getötete Demonstranten. Gleichzeitig formierten sich in der Hauptstadt Manama zwei kleinere Demonstrationszüge von Regimegegnern und von Anhängern des Königshauses. Auch in Libyen wurden neue Proteste gegen das Regime von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi erwartet.

Panzer gegen Demonstranten
In Manama war eine weitere Trauerfeier für einen vierten Toten am Nachmittag geplant. Er war ebenfalls ums Leben gekommen, als die Sicherheitskräfte in der Nacht auf Donnerstag das Lager der zumeist schlafenden Demonstranten auf dem zentralen Perlen-Platz stürmten. In der Hauptstadt sind inzwischen Panzer aufgefahren, auf dem Platz sind Soldaten im Einsatz, die neue Proteste unterbinden sollen.

Schiitischer Geistlicher: "Massaker"
Der einflussreiche schiitische Geistliche Scheich Issa Kassim (Qassem) machte dem Regime ein Massaker zum Vorwurf. Nach der Freitagspredigt in einer Moschee der Ortschaft Darras sagte der hohe geistliche Würdenträger, der Angriff der Polizei auf die Demonstrante auf dem Lulu-Platz in der Hauptstadt Manama in der Nacht auf Donnerstag sei ein "großes Massaker" gewesen. Die Polizei habe von vornherein geplant, die Demonstranten zu töten, nicht zu vertreiben.

Golfstaaten solidarisch
Die anderen Golfmonarchien haben Bahrains König Hamad Bin Issa al-Khalifa am Donnerstagabend bei einem Außenministertreffen in Manama den Rücken gestärkt. Sie erklärten, die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) seien alle bereit, Mitgliedstaaten zu unterstützen, wenn deren "Sicherheit und Stabilität" gefährdet sei. Zum GCC gehören Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar.

Auch Saudi-Arabien rechnet mit Unruhen
Arabische Beobachter fragen sich nun, ob das benachbarte Saudi-Arabien Truppen nach Bahrain schicken würde, falls es den Sicherheitskräften dort nicht gelingen sollte, den Demonstranten auf Dauer die Stirn zu bieten. Prinz Talal Ibn Abdulaziz (75), Halbbruder von König Abdullah, rechnet nach eigenen Worten mit Unruhen auch in Saudi-Arabien, sofern nicht dringend benötigte Reformen eingeleitet würden. Solche Reformen könne aber nur der Monarch in Gang bringen, sagte der Prinz in einem BBC-Interview. Der König sei "die einzige Person, die Reformen zum Erfolg führen kann", sagte Prinz Talal. "Wenn er nicht mehr hier sein wird - und ich hoffe, dass dieser Fall so spät wie möglich eintritt -, dann werden die latenten Probleme an die Oberfläche kommen. Sie müssen bereinigt werden, solange er noch am Leben ist." Wenn die Behörden weiterhin nicht die Forderungen der Bevölkerung berücksichtigten, "dann kann alles passieren", sagte der einflussreiche Prinz.

Obama fordert Ende der Gewalt
US-Präsident Barack Obama hat Bahrains zu einem Ende der Gewalt gegen oppositionelle Demonstranten aufgerufen. Jede Form der Repression gegen die friedlichen Demonstranten müsse unterbleiben, sagte Obamas Sprecher Jay Carney am Donnerstag in Washington. Großbritannien prüft einen sofortigen Stopp von Waffenexporten in sein ehemaliges Protektorat Bahrain. Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff sagte einen für Ende des Monats geplanten Besuch in Bahrain ab.
 

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