Wintereinbruch

Mindestens 36 Kältetote in Europa

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Eurostar stoppte vorerst den Bahnverkehr - Die Kälte hatte die Garnituren zum Erliegen gebracht. Tausende mussten in den Zügen übernachten.

Schneestürme und klirrende Kälte haben am letzten Wochenende vor Weihnachten von Finnland bis Italien für ein Verkehrschaos gesorgt. Allein in Polen erfroren 29 Menschen; insgesamt kamen durch Kälte und witterungsbedingte Unfälle mindestens 36 Menschen ums Leben.

Der Auto-, Flug- und Zugverkehr wurde zum Teil massiv beeinträchtigt. Der Eurostar-Zugverkehr von Paris nach London wurde auf unbestimmte Zeit eingestellt, nachdem vier Züge aus ungeklärten Gründen im Tunnel unter dem Ärmelkanal liegen blieben. 2.000 Passagiere saßen stundenlang fest; allein am Wochenende mussten mehr als 50.000 Fahrgäste auf andere Verkehrsmittel umbuchen.

Mehr als 2.000 Reisende hatten die Nacht im Tunnel unter dem Ärmelkanal verbringen müssen, weil die Lokomotiven von fünf Zügen wegen der eisigen Kälte ausgefallen waren.

Ohne Licht und Heizung
Die Fahrgäste mussten bange Stunden in dunklen und ungeheizten Waggons verbringen, bevor sie evakuiert wurden. Eurostar-Sprecher Paul Gorman sagte, mit Testzügen solle herausgefunden werden, warum die Züge ausfielen. Das Unternehmen hoffe, den Zugverkehr am Montag wieder aufnehmen zu können. Neben den technischen Problemen mit den hochmodernen Zügen entstand der Betreibergesellschaft ein großer Imageschaden. Die Menschen seien vom Zugspersonal nicht informiert und betreut worden und mussten auf dem Boden übernachten, beklagten Fahrgäste.

Europa versinkt im Schnee - Hier die besten Bilder:

Chaos bei Evakuierung
Alle Fahrgäste seien sicher aus dem Tunnel evakuiert worden, teilte Eurostar mit. Zwei der liegengebliebenen Züge seien mit Dieselloks nach London gezogen worden. Die Fahrgäste der anderen beiden Züge mussten den Tunnel zu Fuß verlassen. Einige beschwerten sich, dass sie ihr Gepäck selbst tragen mussten.

Auch nach der Evakuierung aus dem Tunnel war die Kälte-Odyssee für etliche Reisende noch nicht vorbei. Mehrere beschwerten sich, dass Eurostar keine Weiterreise für sie arrangiert habe; stundenlang hätten sie auf südenglischen Bahnhöfen auf die Weiterfahrt nach London warten müssen. Eurostar empfahl unterdessen Passagieren späterer Verbindungen, die Fahrt nur anzutreten, wenn dies absolut notwendig sei. Sie könnten ihre Fahrkarten gegen spätere Verbindungen umtauschen oder sich das Geld zurückgeben lassen.

Stundenlange Staus
Das Eurostar-Desaster hatte auch für Fahrer, die den Autozug durch den Tunnel benutzen wollten, unangenehme Folgen. In Südengland standen viele zwölf Stunden im Stau; Rot-Kreuz-Helfer verteilten warme Getränke. Die Verkehrsbehinderungen betrafen den Raum Dover und Folkestone ebenso wie Calais in Frankreich.

Entschädigungen versprochen
Eurostar forderte Reisende auf, für das Wochenende gebuchte Fahrten zu verschieben oder zu stornieren. Alle Ticketpreise würden erstattet oder die Fahrkarten umgetauscht. Das Unternehmen stellte umfangreiche Entschädigungen für die Passagiere in Aussicht, die in der Nacht zum Samstag in den Zügen unter dem Ärmelkanal stecken geblieben waren; dazu zählten auch Übernachtungskosten, Taxifahrten und alle anderen Kosten, die wegen der Störung angefallen seien.

Die Eurostar-Züge verkehren zwischen London und Paris sowie London und Brüssel durch den Ärmelkanaltunnel. Die Verbindung zwischen London und Paris dauert zwei Stunden und 15 Minuten und eine Stunde und 51 Minuten zwischen der britischen Hauptstadt und Brüssel. Zusammen mit den Auto- und Lkw-Zügen von Eurotunnel unterqueren täglich rund 48.000 Menschen per Bahn den Ärmelkanal.

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