Frankreich

Mutmaßlicher Serienmörder mit Fussfessel frei

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Der 68-jährige Serienmörder aus dem Elsass, dem mindestens fünf Morde vorgeworfen werden, ist trotz Anklage wieder frei.

Der in Ostfrankreich angeklagte mutmaßliche Serienmörder Nicolas P. soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft genommen werden. Er werde Einspruch gegen die Entscheidung der Haftrichterin einlegen, den 68-Jährigen zunächst auf freiem Fuß zu lassen, kündigte der stellvertretende Staatsanwalt von Montbeliard, Jean-Marc Gervason in der Nacht auf Freitag an. Über den Haftantrag will das Berufungsgericht in der Nachbarstadt Besancon nach Angaben eines Sprechers am 12. Dezember entscheiden.

Staatsanwaltschaft legt Berufung ein
Der 68-Jährige, der in seine Wohnung in Mülhausen im südlichen Elsass zurückgekehrt ist, muss eine elektronische Fessel tragen und sich regelmäßig bei der Justiz melden. Er hat die Vorwürfe abgestritten. "Es liegen keine Beweise gegen meinen Mandanten vor", sagte sein Anwalt im französischen Rundfunk.

18 Morde begangen?
Der 68-Jährige wurde am Dienstag festgenommen. Er steht im Verdacht mindestens 17 Homosexuelle und eine Prostituierte getötet zu haben, konkret ermittelt wird in fünf Fällen. Die Morde sollen zwischen 1980 und 2002 in Ostfrankreich verübt worden sein.

Festnahme in Mülhausen
Der Mann wurde in seiner Wohnung in der elsässischen Stadt Mülhausen festgenommen und in der ostfranzösischen Stadt Montbeliard inhaftiert. Dort sollte er am Donnerstag einer Untersuchungsrichterin vorgeführt werden. Sie sollte auch einen mutmaßlichen Komplizen vernehmen, der bereits wegen Mordes im Gefängnis sitzt.

Nach Informationen der elsässischen Zeitung "L'Alsace" trat der 68-Jährige früher als Transvestit in Kabaretts im Elsass und in Deutschland auf. Der Mann verkehrte demnach im Homosexuellen-Milieu, wo er offenbar seine Opfer kennenlernte. Sein mutmaßlicher Komplize ist ein 43-jähriger Tunesier, mit dem der Verdächtige zeitweise zusammenlebte. 15 der Morde wurden in Ostfrankreich begangen, drei im Großraum Paris.

Hartnäckige Untersuchung
Die Festnahme ist nach Recherchen der Zeitung vor allem der Hartnäckigkeit eines einzelnen Fahnders der Kriminalpolizei in Montbeliard zu verdanken: Ihm fiel auf, dass ein Mord, der dort im Mai 1991 verübt wurde, verblüffende Ähnlichkeit mit Fällen im Elsass aufwies. Die Opfer waren meist junge Männer aus dem Homosexuellenmilieu, es gab keine schlüssigen Motive. Der Täter hatte sie zuerst auf den Kopf geschlagen und sie dann brutal mit zahlreichen Messerstichen in den Hals getötet. Außerdem waren sie teilweise nackt.

Mit Hilfe eines neuen Softwareprogramms, das das Pariser Innenministerium 2003 anschaffte, gelang es dem Polizisten und einem Untersuchungsrichter in Montbeliard, einen Zusammenhang zwischen einer Reihe von ungeklärten Morden herzustellen. Sie gingen auch Fällen nach, die bereits seit Jahren zu den Akten gelegt worden waren. In mehreren dieser Fälle tauchte der Name des mutmaßlichen Serienmörders auf. Er wurde bereits vor längerer Zeit unter Beobachtung gestellt. Bei der Festnahme am Dienstag stellten die Fahnder zahlreiche Kartons mit Unterlagen und anderen Gegenständen sicher, von denen sie sich Hinweise auf die 18 Morde erhoffen. Sie schließen nicht aus, dass der mutmaßliche Täter noch mehr Verbrechen auf dem Gewissen hat.

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