Fall Madeleine

Neue Anschuldigungen: Überdosis Schlafmittel

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Maddie soll an einer Überdosis Schlafmittel gestorben sein. McCanns weisen die neuen Anschuldigungen zurück

Erneut schwere Vorwürfe gegen Maddies Eltern, Kate und Gerry McCann: Bei den neuen Anschuldigungen geht es um das unbestätigte Ergebnis einer toxikologischen Untersuchung, wonach Madeleine durch die Überdosierung eines Schlafmittels zu Tode gekommen sein soll.

Außerdem soll Vater Gerry bei seinem Verhör zugegeben haben, dass er der damals dreijährigen Maddie und ihren beiden zweijährigen Geschwistern am Abend ein Beruhigungsmittel eingeflößt habe, dies berichtet die portugiesische Zeitung "Diario de Noticias". Von der Polizei gibt es dazu aber keine offizielle Bestätigung. Die Eltern weisen die Medienberichte über ihre angebliche Verwicklung in den Tod des Mädchens als "absurd" zurück. "Für Kate und mich gibt es keine Beweise, dass Madeleine tot ist", zitierte die "Sun" am Freitag Gerry McCann, den Vater des Mädchens.

Soziarbeiter überprüfen McCanns
Sozialarbeiter haben gestern die McCanns im englischen Rothley aufgesucht. Über eine Stunde lang prüften die Sozialarbeiter, ob Maddies Geschwister - die zweijährigen Zwillinge Amelie und Sean - gefährdet sind. Zwar betonen die Behördensprecher, dass es sich um eine Standardmaßnahme handle, da die Eltern zu Verdächtigen im Fall Maddie erklärt wurden und erneut von der portugiesischen Polizei einvernommen werden sollen. Würden die Behörden aber eine Gefahr für die Kinder erkennen, müssten diese zu Pflegefamilien, so ein Sprecher des Fürsorgedienstes.

Wie die britische "Times Online“ berichtet, waren bei dem Gespräch auch Verwandte der McCanns dabei. "Als verantwortungsvolle Eltern, die um das Wohl ihrer Kinder besorgt sind, haben Gerry und Kate den Fürsorgedienst kontaktiert, um bei einem Treffen das Wohl der Zwillinge zu besprechen“,sagte eine Sprecherin der Familie.

Erneutes Verhör
Die portugisische Polizei will noch einmal nachhaken: Nach Angaben der portugiesischen Zeitung "Público" will die Kriminalpolizei Kate McCann, erneut vernehmen. Der Antrag dazu sei in dem mehr als 1.000 Seiten starken Bericht enthalten, der nun beim Ermittlungsrichter liegt. Es geht um 40 Fragen, auf die McCann bei ihren Verhören "ärgerlich oder aufgeregt“ reagierte oder die Aussage komplett verweigerte. Laut einer britsichen Zeitung betreffen die offenen Fragen das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, aber auch der genaue Tat-Ablauf steht wieder auf der Fragen-Liste der Polizei.

Kate und ihr Mann Gerry McCann waren vor einer Woche als Verdächtige in dem Fall benannt worden, sie sind mittlerweile wieder in ihren Heimatort Rothley in Mittelengland zurückgekehrt.

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Der Staatsanwalt hat nach dem Tagebuch von Kate McCann verlangt, in das sie seit dem Verschwinden ihrer Tochter ihre Gedanken niederschreibt. Die Kripo will mit dem Tagebuch ein psychologisches Profil der Mutter erstellen, mehrere Seiten daraus wurden bereits vor etwa zwei Monaten mit Erlaubnis der Eltern fotokopiert, wie "Diario de Noticias" schreibt. Der Richter muss aber entscheiden, ob sie auch verwendet werden können, weil es sich um private Dokumente handelt. Auch Briefe und andere persönliche Dinge solle die Familie herausgeben.

Details aus dem Tagebuch
Laut der britischen Zeitung "Sun" sind erste Details aus dem Tagebuch bekannt geworden: Maddies Mutter beschimpft darin offenbar ihre eigenen Kinder. Sie beschwert sich massiv über ihre "hysterischen" Kinder und spricht davon, dass Madeleine ein sehr aktives Kind sei und sie sehr fordere. Auch beschwert sie sich über ihren Ehemann Gerry, der sie offensichtlich nicht genügend bei der Erziehung der Kinder unterstützt.

Katze wird untersucht
Maddies Spielzeug wird unterdessen untersucht, darunter auch die "Cuddle Cat", die ihre Mutter Kate immer mit sich herumgetragen hat. Für die Mutter war diese Spielzeug-Katze immer eine Arzt "Ersatz" für ihre Tochter, daher wird das für sie besonders hart werden, wenn ihr diese weggenommen wird. Kate empört: "Warum fragen Sie gerade jetzt nach dem Spielzeug? Warum haben sie nicht schon viel früher daran gedacht?" "Das ist mentale Grausamkeit", sagte Maddies Tante Philomena der Boulevardzeitung "The Sun". "Es ist eine Schande, für Kate ist die Katze eine ständige Erinnerung an Madeleine."

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Maddies "cuddle cat"
© EPA

(c) EPA

Polizei sucht nach Maddie auf Baustelle
Der Leichnam der seit mehr als vier Monaten vermissten Madeleine McCann (damals 3) könnte wochenlang auf einer Straßenbaustelle in der Gemeinde ihres Verschwindens Praia da Luz an der Algarve vergraben gewesen sein.

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© Action Press/picturedesk.com

(c) Action Press/picturedesk.com

Die portugiesische Polizei besitze Hinweise darauf, dass Maddies Körper von dort im Leihwagen der McCanns weggeschafft worden sei, berichtete die britische Zeitung "The Sun" in ihrer Ausgabe vom Mittwoch. Bei der Örtlichkeit handelt es sich um eine im Bau befindliche Fußgängerzone im Bereich der Kirche.

Hier geht`s zum Plan des Ferienortes

Die portugiesische Polizei soll bei der Stadtverwaltung bereits um Erlaubnis ersucht haben, das neu verlegte Straßenpflaster aufreißen zu dürfen, um nach Leichenspuren von Maddie zu suchen. Auch die Kirche selbst, in der die gläubigen Eltern immer gebetet haben, ist offenbar ins Visier der Ermittler geraten. Der Geistliche Jose Manuel Pacheco hatte den McCanns den Schlüssel überlassen, um sich dort zurückziehen zu können und in Ruhe beten zu können. Jetzt will die Polizei die Kirche genauer untersuchen. "Ich finde es völlig normal, dass die Polizei neue Durchsuchungen vornimmt, die Kirche eingeschlossen", so Pacheco.

Polizei fand Maddies Haare im Leihwagen
Die DNA-Analyse hat ergeben, dass die im Leihwagen der McCanns gefunden Spuren von Körperflüssigkeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit von Maddie stammen. Laut "The Sun" liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 100 Prozent. Es sollen 20 von 20 genetischen Merkmalen übereinstimmen. Es wurden am Dienstag außerdem sehr viele Haare in dem Leihwagen gefunden. Nach Informationen von Sky News können die Haare nicht von einem Kleidungsstück dorthin gekommen sein. Die Haare müssten demnach direkt von ihrem Körper stammen.

Madeleines Eltern Kate und Gerry McCann hatten den Wagen aber erst 25 Tage nach dem Verschwinden ihrer Tochter geliehen. Ein Freund der Familie sagte, die DNA-Spuren in dem Auto könnten auch von einer Fahrt kommen, bei der die Eltern Madeleines Sachen von einem Appartement in das nächste gefahren haben.

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Fall Madeleine bei der Staatsanwaltschaft

Die Eltern der verschwundenen Madeleine McCann werden ihre Anwaltskosten nicht aus einem für die Suche nach dem Kind eingerichteten Hilfsfonds bezahlen. Gerry und Kate McCann wollten dieses Geld nicht anrühren, teilte ihr Sprecher am Mittwoch mit. Einer Geschäftsführerin des Fonds zufolge könnte jedoch ein zweites Spendenprojekt eingerichtet werden, um Geld für das Ehepaar zu sammeln. Verschiedene Medien hatten in der vergangenen Woche berichtet, die Organisatoren des Maddie-Fonds würden prüfen, ob über dieses Projekt auch die juristische Verteidigung der Eltern finanziert werden könne.

Eltern lehnen Unterstützung ab
Die McCanns lehnten diese Unterstützung ab. Ein Sprecher der Familie teilte mit, die McCanns wollten die Spender nicht verärgern. Auch die Organisatoren des Fonds hätten letztlich erkannt, "welchem Geist die großzügigen Spenden unterliegen", sagte Esther McVey von dem Maddie-Hilfsprojekt, eine Freundin von Kate McCann. McVey betonte jedoch, die Eltern hätten die Organisatoren des Fonds nicht um Geld gebeten. Die portugiesischen Behörden hatten die McCanns Ende vergangener Woche offiziell zu Verdächtigen erklärt. Die damals dreijährige Maddie war im Mai aus einer Ferienanlage in Portugal verschwunden.

Zweiter Fond wäre möglich
McVey deutete jedoch an, dass neben dem Fonds für die Suche nach Maddie ein zweiter für die Eltern eingerichtet werden könne. "Es haben schon Leute angerufen, die ihnen finanzielle Unterstützung angeboten haben", sagte McVey. In den Hilfsfonds für Maddie wurden nach Angaben des McCann-Sprechers bisher 1,5 Millionen Euro eingezahlt.

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"Das Leben ist derzeit unerträglich"
Gerry McCann beteuerte unterdessen erneut, er und seine Frau seien schuldlos. Das Leben sei derzeit "unerträglich". Er nannte die Entwicklungen "unglaublich aufreibend und emotional aufzehrend". "Wir haben niemals geglaubt, in solch eine Situation gebracht zu werden", schrieb er in seinem Internet-Tagebuch. Bisher seien keine Anschuldigungen gegen ihn oder seien Frau gemacht worden. "Wir sind absolut überzeugt, dass wir - wenn alle Fakten vorliegen - zeigen können, dass wir keinerlei Rolle in Madeleines Entführung gespielt haben."

Das kleine Mädchen war am 3. Mai aus einem Ferienappartement an der Algarve-Küste verschwunden, als die Eltern beim Essen waren. Sie gelten seit dem Wochenende als Verdächtige. Am Sonntag kehrte das Ärztepaar wieder in seinen Heimatort Rothley in Mittelengland zurück. Die Polizei hatte ihre Ermittlungsakten am Montag der Staatsanwaltschaft übergeben wollen. Die Übergabe wurde nach Angaben der Behörden jedoch auf diesen Dienstag verschoben. Der Staatsanwalt muss nun prüfen, ob er die McCanns anklagt oder nicht. Diese Entscheidung kann jedoch bis zu acht Monate dauern.

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