Keine Peitschenhieb

Saudischer König begnadigt Journalistin

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Wegen einer Sex-Sendung war die Frau zu 60 Peitschenhieben verurteilt worden.

Der saudi-arabische König Abdullah hat einer Journalistin 60 Peitschenhiebe erlassen, zu denen sie am Wochenende wegen einer Fernsehsendung über Sex verurteilt worden war. Das Informationsministerium teilte am Montag mit, die drakonische Maßnahme gegen die 22-Jährige werde aufgrund des königlichen Gnadenaktes nicht ausgeführt.

Wenige Stunden vor der Begnadigung durch den greisen Monarchen hatte der Staatsanwalt noch eine härtere Bestrafung der Journalistin gefordert und Berufung angekündigt. Die Frau war verurteilt worden, weil sie an der Vorbereitung und Werbung für die Talkshow im Internet beteiligt gewesen sein soll. Darin berichtete ein geschiedener vierfacher Vater über sein Sexleben und zeigte auch Sexspielzeuge, die allerdings undeutlich gemacht wurden. Die Show wurde von dem libanesischen Satellitensender LBC ausgestrahlt, dessen zwei Büros in Saudi-Arabien danach geschlossen wurden.

Fünf Jahre Haft für Sexspielzeug
Der Mann, der in der Sendung zu Wort kam, wurde in diesem Monat zu fünf Jahren Gefängnis und 1.000 Peitschenhieben verurteilt. Drei weitere Männer, sie ebenfalls in der Show über Sex plauderten, wurden zu zwei Jahren Gefängnis und 300 Peitschenhieben verurteilt. Sexualität ist ein Tabuthema im sittenstrengen Saudi-Arabien.

Die Journalistin war formal aber nicht wegen des Inhalts der Sendung verurteilt worden, sondern weil sie mit einem Sender kooperiert hatte, "der in Saudi-Arabien über keine richtige Akkreditierung verfügt". Schon vor der Urteilsverkündung hatte sie nach eigenen Angaben Morddrohungen erhalten. Sie betonte, sie habe alle Hilfsangebote von Journalistenorganisationen und Menschenrechtsgruppen ausgeschlagen, um "dem Ansehen von Saudi-Arabien nicht zu schaden". Nun bedankte die Journalistin sich in einer öffentlichen Erklärung überschwänglich beim König, den sie als "gütigen Vater" bezeichnete.

Im Dezember 2007 hatte König Abdullah bereits ein Urteil gegen eine saudische Frau aufgehoben, das international harsche Kritik hervorgerufen hatte. Damals begnadigte er eine 19-Jährige, die erst von sieben Männern vergewaltigt und dann zu 200 Peitschenhieben verurteilt worden war. Ihr "Vergehen" war aus Sicht des Richters gewesen, dass sie sich zum Zeitpunkt des Überfalls durch die Vergewaltiger mit einem Mann zusammen in einem Auto aufgehalten hatte, der mit ihr nicht verheiratet oder verwandt war. Dies ist in Saudi-Arabien verboten.

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