Deutschland

Schwere Polizei-Panne nach Amoklauf

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Im Fall des an einer Kölner Schule geplanten Amoklaufs ist eine folgenschwere Ermittlungspanne der Polizei bekannt geworden.

Einer der beiden Verdächtigen entwischte den Ermittlern aus einer Befragung am vorigen Freitag, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwochsausgabe) unter Berufung auf einen Schulpsychologen berichtete. Unmittelbar danach starb der 17-Jährige durch den Sprung vor eine Straßenbahn. "Er hat während des Gesprächs gesagt, er müsse mal auf die Toilette. Stattdessen ist er weggelaufen", sagte der städtische Schulpsychologe Jürgen Zimmermann-Höreth der Zeitung.

Polizeipräsident bestreitet Vorwürfe
Der Kölner Polizeipräsident Klaus Steffenhagen hat neue Vorwürfe im Zusammenhang mit dem geplanten Amoklauf an einem Gymnasium bestritten. Es sei nicht wahr, dass ein 17-jähriger Tatverdächtiger am vorigen Freitag unmittelbar nach einem Gespräch mit der Polizei entwischt sei, sagte Steffenhagen am Dienstag in einem Interview mit dem WDR-Fernsehen. Vielmehr sei das Gespräch beendet gewesen, und der Jugendliche habe gehen können, wohin er wollte.

"Man hat die Selbstmordabsichten nicht ahnen können"
Der 17-Jährige nahm sich anschließend mit einem Sprung vor eine Straßenbahn das Leben. Der Polizei wird deshalb vorgeworfen, ihre Aufsichtspflicht verletzt zu haben. Steffenhagen sagte jedoch, die Selbstmordabsichten habe man nicht ahnen können.

Er bestritt auch, dass die Polizei verpflichtet gewesen wäre, vor dem Gespräch mit dem 17-Jährigen die Eltern zu informieren. Eine solche Verpflichtung gelte bei einer strafrechtlich relevanten Vernehmung, nicht aber bei einer sogenannten "Gefährdeansprache", um die es hier gegangen sei, erläuterte ein Polizeisprecher. Steffenhagen betonte, dass sich die Kölner Polizei nichts vorzuwerfen habe. Mit den Informationen über den geplanten Amoklauf habe man zügig an die Öffentlichkeit gehen müssen, da es sonst eine "panikartige Diskussion" auf der Grundlage von Gerüchten hätte geben können.

Geplanter Amoklauf
Der 17-Jährige Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums im Kölner Stadtteil Weiden war am 16. November von Schulleitung und Polizei zur Rede gestellt worden, weil er Bilder des Amoklaufs in Littleton (USA) auf eine Internetseite gestellt hatte. Die Polizei geriet in die Kritik, weil der Junge die Schule anschließend alleine verlassen durfte und seine Eltern von der Polizei erst nach dem Gespräch informiert wurden. Am Sonntag nahm die Polizei einen 18-jährigen Freund des Jugendlichen fest. Beide sollen für diesen Dienstag einen Amoklauf an ihrem Gymnasium geplant, dieses Vorhaben jedoch nach neuen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft vor vier Wochen aufgegeben haben.

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