Das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wirft Haradinaj Kriegsverbrechen vor.
Staatsanwälte am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sehen eine Schuld des ehemaligen Ministerpräsident des Kosovos, Ramush Haradinaj, als "überwältigend bewiesen" an. In einer Zusammenfassung ihres Plädoyers forderte die Staatsanwaltschaft daher am Montag jeweils 25 Jahre Haft für Haradinaj und zwei Mitangeklagte.
Vorgeworfene Gräueltaten: Mord, Folter und Vergewaltigung
Die
drei Angeklagten sollen während des Kosovo-Kriegs von 1998 bis 1999
Gräueltaten in 37 Fällen begangen oder beaufsichtigt haben, darunter Mord,
Folter, Vergewaltigung und Vertreibung serbischer Zivilpersonen, wie
Staatsanwalt David Re erklärte. "Die Morde konnten nicht ohne Haradinajs
Wissen oder Mittäterschaft geschehen", sagte Re. Die Anwälte der
Verteidigung wollten in der auf drei Tage angesetzten Anhörung jedoch für
eine sofortige Freilassung ihrer Mandanten plädieren, da sie die
Schuldbeweise für nicht ausreichend hielten. Mehr als 100 Zeugen hatten in
dem Prozess ausgesagt.
UCK-Kommandant
Haradinaj war während des Kriegs Kommandant der
Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) in der Region Dukagjin, wo sich die Gräueltaten
zutrugen. Bei Haradinajs Mitangeklagten handelt es sich um seinen damaligen
Stellvertreter, Lahi Brahimaj, und den früheren Chef einer Spezialeinheit,
Idriz Balaj. Die Anklage erklärte, die Beschuldigten hätten nicht alle
Straftaten persönlich begangen. Sie seien aber verantwortlich für
Vertreibung, Vergewaltigungen, Folter und Mord durch ihre Kämpfer.
Ex-Ministerpräsident
Haradinaj wurde nach dem Kosovo-Krieg
Politiker und war 100 Tage Ministerpräsident der seit 1999 unter
UN-Verwaltung stehenden serbischen Provinz, die inzwischen nach
Unabhängigkeit strebt. Er trat im März 2005 zurück, nachdem das UN-Tribunal
Anklage gegen ihn erhoben hatte, und stellte sich dem Gericht.