Slowenien

Vermutlich letztes Opfer von Kanu-Unglück geborgen

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Eine Kanufahrt in Slowenien endete am Donnerstag tragisch. 13 Menschen ertranken, darunter auch ein Parlamentsabgeordneter.

Nach dem tödlichen Kanu-Unfall am Fluss Save in Slowenien ist wahrscheinlich auch das letzte Opfer gefunden worden. Am Sonntagabend wurde in Kroatien eine unbekannte männliche Leiche entdeckt, wovon die kroatische Polizei ihre slowenischen Kollegen informierte. Die slowenische Polizei konnte bisher nicht bestätigen, ob es sich tatsächlich um den Vermissten handelt. Die Identifizierung soll die mittels einer DNA-Analyse erfolgen. Weitere Informationen soll es am Nachmittag geben, hieß es.

Die slowenische Regierung hat unterdessen den morgigen Dienstag zum nationalen Trauertag ausgerufen. Der Unfall vom Donnerstag forderte 13 Menschenleben, die zwölf bereits gefundenen Opfer werden am Dienstag und Mittwoch beigesetzt.

Im Ort Sevnica - woher die meisten Opfern stammen, darunter auch der Bürgermeister und Parlamentsabgeordneter der Volkspartei (SLS) Kristijan Janc - wird am heutigen Montag zunächst eine Gedenksitzung des Gemeinderats und später noch ein Gottesdienst abgehalten werden.

Trübes Wasser beeinträchtigte Suche
Die wegen dem reißenden und trüben Wasser äußerst schwierigen Suchbedingungen wurden auch durch Baumaterial im Wasser behindert. Die rund 20 Taucher, die am Freitag im Einsatz waren, konnten bei einer Sichtweite von nur 20 Zentimetern nur tastend nach den Opfern suchen. Starke Regenfälle am Freitagnachmittag haben die Suchaktion noch zusätzlich erschwert.

An dem tödlichen Ausflug etwa 80 Kilometer südöstlich von Laibach hatten am Donnerstag vier Kanus und ein Feuerwehr-Motorboot teilgenommen. Der Ausflug stand makabrerweise unter dem Motto "letzte Fahrt", da nach der Fertigstellung des Kraftwerks eine Bootstour auf diesem Abschnitt der Save nicht mehr möglich sein wird. Kurz vor dem eigentlichen Unfall war eines der Kanus gegen eine Brücke gefahren und gekentert. Die Insassen konnten sich jedoch alle retten.

Duch Tore des Dammes gefahren
Die drei Kanus, die die Fahrt fortsetzten, wollten das unfertige Bauwerk eigentlich umfahren, doch der Fluss war bereits über den Damm geleitet worden. Wie sich nun herausstellte war abgemacht worden, dass sie das Wasserkraftwerk zu Fuß umgehen sollen. Eins der Boote hielt sich an die Abmachung. Zwei Kanus, auf denen sich 14 Personen befanden, beschlossen dennoch durch die Tore des Damms zu fahren. Die Boote sind dabei gekentert, fast alle Insassen sind von einem Strudel in die Tiefe gezogen worden, wobei sie ertrunken sein dürften. Die Opfer trugen keine Schwimmwesten.

Parlamentsabgeordneter
Unter den 13 Opfern wurde auch die Leiche des Parlamentsabgeordneten Kristijan Janc von der mitregierenden Slowenischen Volkspartei (SLS) gefunden, der als Bürgermeister des nahe gelegenen Ort Sevnica den Ausflug organisiert hatte. Die Polizei bestätigte außerdem, dass sich unter den Toten bzw. Vermissten die Mitarbeiter der Gemeinde Sevnica, Mitglieder des Gemeinderats sowie Mitarbeiter der Firma Infra befinden, die den Bau des Wasserkraftwerkes abwickelt.

Angesichts des verheerendsten Bootsunglücks in Slowenien trafen Kondolenz-Botschaften aus Slowenien und dem Ausland ein. Ihre Anteilnahme bekundeten unter anderem EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, sowie auch der kroatische Premier Ivo Sanader und Parlamentspräsident Luka Bebic. Im Laibacher Parlament wurde zur Erinnerung an den Parlamentsabgeordneten Janc ein Kondolenzbuch aufgelegt. In dieses hat sich bereits die slowenische politische Spitze eingetragen, darunter Staatspräsident Danilo Türk und Premier Janez Jansa. Jansa und Türk besuchten bereits am Donnerstagabend den Unfallort. Zahlreiche Veranstaltungen wurden in Slowenien abgesagt, die Regierung soll nächste Woche eine eintägige Staatstrauer ausrufen.

Kommission
Der tragische Unfall wir derzeit auf menschliche Fehleinschätzungen zurückgeführt. Eine Kommission soll die Ursachen des Unglücks untersuchen. Laut Flussschifffahrtsinspektor Danilo Sabadin sollte auf der Baustelle des Wasserkraftwerks eigentlich keine Bootsfahrt erlaubt sein. Auch dürften die Kanus für eine solche Fahrt nicht geeignet gewesen sein.

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