Zeitungsklage

115.000 unterschrieben gegen Berlusconi

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Italiens Premier hatte von der Tageszeitung "La Repubblica" wegen Berichten über seine angeblichen Sex-Affären eine Million Euro Schadenersatz gefordert.

115.000 Menschen, darunter Politiker, Intellektuelle und Künstler, haben eine Solidaritätserklärung mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" unterzeichnet, von der der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi wegen ihrer Berichte über angebliche Sex-Affären und wilde Partys eine Million Euro Schadensersatz fordert. Die Unterschriftensammlung wurde von drei angesehenen italienischen Juristen initiiert. Diese beschuldigen Berlusconi, mit seiner Schadenersatzforderung die freie Presse einzuschüchtern, um sie zum Schweigen zu bringen.

Juristen sehen Medienfreiheit gefährdet
Die Juristen beschuldigten Berlusconi, mit seiner Einschüchterungsaktion die Medienfreiheit in Italien zu gefährden. Hintergrund sind die jeden Tag von dem römischen Blatt in einem Kasten veröffentlichten "zehn Fragen" an den Regierungschef, die dieser für diffamierend hält.

"La Repubblica" will in dem Fragenkatalog etwa wissen, wann Berlusconi die junge Noemi Letizia kennengelernt hat, und ob er Kontakt zu anderen Minderjährigen gehabt habe oder habe. Was ihn dazu gezwungen habe, über Monate hinweg "nicht die Wahrheit zu sagen" und vier verschiedene Versionen zum "Fall Noemi" zu liefern? Nachgefragt wird auch nach Berlusconis berichteten Treffen mit einem Callgirl und ob ihn das nicht als Regierungschef erpressbar machen könnte. Die zehnte Frage zielt darauf ab, wie es ihm nach alledem gesundheitlich geht.

Der Appell der Juristen wurde von angesehenen Persönlichkeiten unterzeichnet, darunter befinden sich die Schriftsteller Umberto Eco, Andrea Camilleri und Roberto Saviano, der Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo', der Regisseur Bernardo Bertolucci und der Sänger Adriano Celentano. Die Initiatoren hoffen, dass sie in den nächsten Tagen noch viele Unterschriften sammeln werden.

Klage gegen 10 Zeitungen
Berlusconi hatte vergangene Woche mehrere europäische Zeitungen wegen ihrer Berichterstattung über sein Privatleben geklagt. Gerichtsverfahren seien in Italien, Frankreich und Spanien angestrengt worden, Klagen in Großbritannien würden noch geprüft, sagte Berlusconis Anwalt Nicolo' Ghedini am Freitag. Vorgegangen werde gegen die französische Wochenzeitung "Nouvel Observateur" wegen eines Artikels mit dem Titel "Sex, Macht und Lügen" sowie gegen das spanische Blatt "El Pais", das Fotos abgedruckt hatte, die Gäste von Berlusconi auf dessen Luxusanwesen auf Sardinien nackt zeigen.

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