Selbstmord-Anschlag

16 Polizei-Anwärter im Irak getötet

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Blutiger Donnerstag: Allein in Bagdad kamen 16 Menschen bei einem Selbstmordanschlag ums Leben. Sie wollten Polizisten werden.

Bei zwei Selbstmordattentaten sind am Donnerstag in der irakischen Provinz Ninive mindestens zwanzig Menschen ums Leben gekommen. Ein Selbstmordattentäter riss nach Angaben von Krankenhausärzten vor der Polizeidirektion der Ortschaft Sinjar 17 Männer mit in den Tod, die sich um Arbeit bei der Polizei bewerben wollten. 17 weitere Menschen wurden verletzt, als er seinen Sprengstoffgürtel zündete. Ein zweiter Selbstmordattentäter tötete in der Nähe der Provinzhauptstadt Mossul zwei irakische Soldaten. Die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak meldete, der Attentäter sei in einem am Straßenrand geparkten Polizeiwagen gesessen. Er brachte einen darin versteckten Sprengsatz zur Explosion, als eine Patrouille der Schnellen Eingreiftruppe der irakischen Armee vorbeifuhr.

Konferenz in Stockholm für Wiederaufbau
In der schwedischen Hauptstadt Stockholm begann unterdessen die zweite Internationale Konferenz für Frieden, Wiederaufbau und Stabilität im Irak. Es kamen Teilnehmer aus mehr als 90 Staaten, darunter US-Außenministerin Condoleezza Rice und der iranische Außenminister Manouchehr Mottaki. Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat dabei die Nachbarländer um einen Schuldenerlass gebeten. Zur Eröffnung der Konferenz erklärte Maliki, die Auslandsschulden und die Kriegsreparationen, die noch aus Zeiten des 2003 durch die US-Militärintervention gestürzten Baath-Regimes von Saddam Hussein stammen, behinderten die Entwicklung und den Wiederaufbau.

Die Europäische Union verlangt von der irakischen Regierung verstärkten Einsatz für die Flüchtlinge im eigenen Land sowie im Ausland. Bei der Konferenz in Stockholm sagte der slowenische Außenminister Dimitrij Rupel als amtierender EU-Ratsvorsitzender am Donnerstag, die Union erkenne die bisher gemachten Fortschritte beim Wiederaufbau und dem Streben nach Demokratie an. Für den weiteren Prozess im Irak stelle sich die EU "mit Nachdruck hinter die zentrale Rolle der Vereinten Nationen". Als EU-Außenbeauftragter fügte Javier Solana hinzu: "Der Pakt mit dem Irak ist eine gegenseitige Verpflichtung. Man darf sicher sein, dass wir unseren Teil erfüllen." Das Flüchtlings-Hochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass 2,4 Millionen Iraker im eigenen Land vertrieben wurden. Weitere 2,2 Millionen leben als Flüchtlinge im Ausland, vor allem in den Nachbarstaaten Syrien und Jordanien. Das Hochkommissariat hatte die Darstellung der irakischen Regierung zurückgewiesen, wonach sich die Sicherheitslage im Land bereits so verbessert habe, dass die Flüchtlinge zurückkehren könnten.

UN-Chef sieht Fortschritt
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat auf der Stockholmer Konferenz "sichtbare Fortschritte" bei den Bemühungen um Frieden, Stabilität und Demokratie im Irak gelobt: "Der Irak bewegt sich jetzt weg vom Abgrund." Es gebe wegen des Rückgangs der Gewalt "einen neuen Geist der Hoffnung". Dennoch lebten "noch viel zu viele Menschen im Irak ohne sichere Versorgung mit Strom, sauberem Wasser und Gesundheitsdiensten". Der UNO-Generalsekretär forderte die Regierung in Bagdad auf, einen größeren Teil ihrer Haushaltsmittel für eine bessere Versorgung der Bevölkerung einzusetzen.

Nach irakischen Presseberichten hat das Innenministerium in Bagdad seit Jahresbeginn 7500 Polizisten wegen Befehlsverweigerung, Abwesenheit vom Dienst oder Korruption entlassen. Unter den Entlassenen seien auch Offiziere, wurde ein hochrangiger Ministerialbeamter zitiert.

Im Zuge ihrer Truppenverringerung im Irak haben die USA für Juni den Abzug von rund 4000 Soldaten in Aussicht gestellt. Im kommenden Monat sollten knapp viertausend amerikanische Soldaten aus der Unruheprovinz Diala nordöstlich von Bagdad in die Heimat zurückkehren, teilte die Armee am Donnerstag mit. US-Präsident George W. Bush hatte im September angekündigt, er werde die im Februar 2007 zusätzlich in den Irak entsandten 30.000 Soldaten bis Juli 2008 wieder abziehen. Nach Armeeangaben von Anfang Mai sind derzeit 152.500 US-Soldaten und rund 10.000 andere ausländische Soldaten im Irak im Einsatz. Vergangene Woche hatten die USA mitgeteilt, das Ausmaß der Gewalt im Irak sei auf den niedrigsten Stand in vier Jahren gesunken.

Die türkische Luftwaffe hat am Donnerstag im Nordirak neue Angriffe gegen Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geflogen. Insgesamt seien nahe der Grenze zur Türkei 16 Ziele attackiert worden, teilte der Generalstab in Ankara mit. Nach Schätzungen der türkischen Armee halten sich im Nordirak mehrere tausend PKK-Kämpfer auf.

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