Blutbad in Nigeria

700 Tote bei Kämpfen gegen islam. Sekte

Teilen

Wegen der Hitze werden bereits Massengräber angelegt. Die islamistischen Rebellen wollen die Scharia in Nigeria einführen.

Bei den heftigen Kämpfen zwischen nigerianischen Sicherheitskräften und Anhängern einer radikal-islamischen Sekte sind erheblich mehr Menschen gestorben, als bisher bekannt. Zwischen 600 und 700 Tote sind geborgen worden in Maiduguri, der Hochburg der Rebellen. Die Polizeikräfte halfen in den vergangenen Tagen, die Leichen von den Straßen der im Norden gelegenen Stadt zu schaffen.

Massenbegräbnisse wegen Hitze
Es hat bereits Massenbegräbnisse gegeben, um eine weitere Zersetzung der Leichen in der Hitze zu vermeiden. Das Rote Kreuz befürchtet den Ausbruch von Seuchen, weil hunderte Leichen tagelang auf der Straße gelegen sind.

Tatsächliche Opferzahl unklar
Die Opferzahl bezog sich nur auf Maiduguri, die Kämpfe erstreckten sich aber auch auf weitere Städte des Nordens. Wie viele Menschen insgesamt getötet wurden, ist nicht bekannt. Bisher hatten die Behörden von rund 300 Toten bei den Kämpfen mit den islamistischen Rebellen gesprochen.

"Westliche Bildung ist Sünde"
Mehrere muslimische Geistliche erklärten, sie hätten die Behörden mehrfach vergeblich vor der Gewaltbereitschaft der Sekte Boko Haram ("Westliche Bildung ist Sünde") gewarnt. Die Sekte setzt sich - wie die Taliban in Afghanistan - für die Einführung einer strengen Auslegung des islamischen Rechts, der Scharia, ein. Seit 12 der 36 Staaten des ölreichen Nigeria 1999 mit der Einführung von Formen der Scharia begonnen haben, kommt es immer wieder zu Gewalttaten.

Islamistischer Rundumschlag
Die Welle der Gewalt begann am 26. Juli, als islamistische Kämpfer mehrere Polizeistationen, Kirchen, Gefängnisse und Regierungsgebäude angriffen. In den vier betroffenen Staaten im Norden Nigerias ergriffen etwa 4.000 Menschen die Flucht. Zuletzt attackierten Regierungstruppen das Hauptquartier der Islamisten in Maiduguru sowie eine ihrer Moscheen und töteten etwa 100 Menschen. Sektenführer Mohammed Yusuf wurde am Donnerstag getötet. Die Polizisten nahmen ihn zunächst fest, erschossen ihn aber wenig später mit der Begründung, er habe zu fliehen versucht.

Menschenrechtler gegen Polizei
Menschenrechtler forderten eine Untersuchung der Umstände, unter denen Yusuf ums Leben gekommen ist. Ihren Angaben zufolge fielen dem harten Polizeieinsatz gegen die Boko Haram auch zahlreiche Zivilisten zum Opfer. Die Polizei habe willkürlich geschossen, sagte Shamake Gad Peter von der nigerianischen Menschenrechtsliga dem UNO-Nachrichtendienst IRIN. Andere Augenzeugen hätten beobachtet, wie Polizisten gefangene Sektenmitglieder vor einer Polizeistation aus nächster Nähe erschossen hätten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.