Nord-Jemen

87 Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager

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Die jemenitische Regierung kommentierte Vorfall bisher nicht.

Bei einem Luftangriff der Armee auf ein Flüchtlingslager im Norden des Jemen sind laut Augenzeugen mehr als 80 Zivilisten getötet worden, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Die unabhängige Webseite "News Yemen" sprach von 85 Toten bei dem Angriff vom Mittwoch. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bestätigte am Donnerstag in New York 87 Todesopfer und forderte eine Untersuchung. Die jemenitische Regierung habe womöglich eine "schreckliche Attacke" geflogen, so HRW. Die Regierung in Sanaa hat den Vorfall vom Mittwoch bis dato weder bestätigt noch bestritten.

Rechtfertigung
In einer Stellungnahme hieß es lediglich, dass in dem besagten Gebiet kein Flüchtlingslager angesiedelt sei. Auch die jemenitische Armee wollte zunächst keine Stellungnahme abgeben. Aus Regierungskreisen in Sanaa hieß es, ein Kampfjet habe Rebellen attackiert, die aus einer Ansammlung von Zivilisten heraus geschossen hätten. Stammesführer sagten, wahrscheinlich seien die Zivilisten für Rebellen gehalten worden. Die Verantwortlichen müssten vor Gericht gestellt werden.

Flüchtlingslager
Ziel des Angriffs war den Berichten zufolge eine Gruppe von Flüchtlingsfamilien, die sich in einem Tal bei Adi in einem improvisierten Lager unter Bäumen versammelt hätten. Adi liegt im Süden der nordjementischen Grenzprovinz Saada, wo sich Regierungstruppen und schiitische Aufständische seit mehr als einem Monat heftige Kämpfe liefern. Medienvertretern ist der Zugang zur Konfliktregion verboten.

Die Aufständischen warfen den Regierungstruppen ein "neues Massaker an Zivilisten und unschuldigen Flüchtlingen" vor. Kampfflugzeuge vom russischen Typ MiG hätten die Flüchtlinge in der Nähe der Ortschaft Harf Sufjan bombardiert. Sanaa bestrafe die Bevölkerung "kollektiv".

Waffenstillstand gefordert
Erst am Mittwoch hatten die Rebellen in einem Schreiben an UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon ihre Bereitschaft zu einem "bedingungslosen Waffenstillstand" erklärt. Die Regierung macht einen Stopp ihrer Offensive im Norden dagegen von der Erfüllung eines Sechs-Punkte-Katalogs abhängig, darunter die Entwaffnung der Rebellen. In der umkämpften Region wird immer noch eine im Juni entführte fünfköpfige Familie aus Deutschland vermisst.

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