Belfast

Ausschreitungen bei Oranier-Marsch

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Bei den Umzügen wurden mehrere Personen verletzt.

Bei den traditionellen Umzügen des protestantischen Oranier-Ordens in Nordirland haben militante Katholiken am Montag Brandsätze und Ziegelsteine auf die Polizei geschleudert, außerdem explodierte eine kleinere Bombe. In Belfast wurden bei Krawallen in dem mehrheitlich von Katholiken bewohnten Stadtteil Ardoyne mehrere Randalierer und neun Beamte verletzt. Mehr als 100 Polizisten waren dort mit drei Wasserwerfern gegen die Menge im Einsatz. Es waren die schwersten Ausschreitungen in der nordirischen Hauptstadt seit 2005.

Randalierer griffen Polizei an
Die Unruhen dauerten bis in die Nacht an. Die vermummten Randalierer stahlen mindestens drei Autos und setzten sie in Brand. Zwei davon ließen sie auf die Polizei zurollen. Die Sicherheitskräfte setzten Gummigeschoße ein. Zu direkten Zusammenstößen zwischen Nationalisten und Protestanten kam es aber nicht.

Nordwestlich von Belfast wurden zwei von protestantischen Familien bewohnte Häuser bei Übergriffen beschädigt. In der Stadt Armagh, rund 65 Kilometer südwestlich von Belfast, explodierte eine kleine Bombe. Verletzt wurde dabei niemand. Die Oranier zogen durch eine andere Straße, als Sicherheitskräfte den Sprengsatz entdeckten. Er explodierte, bevor Experten ihn entschärfen konnten. Die Polizei hatte zuvor die Straße geräumt. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

IRA soll hinter Ausschreitungen stecken
Polizei und Politiker vermuteten Dissidenten der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) als Urheber der Ausschreitungen. Die Dissidenten verfolgten "einen Anti-Friedensprozess und eine sektiererische Agenda" mit dem Ziel, die Allparteienregierung in Nordirland zu torpedieren, sagte Gerry Kelly, Minister der proirischen Partei Sinn Fein in der Koalitionsregierung.

Die meisten Märsche in zahlreichen Orten in Nordirland nahmen einen friedlichen Verlauf. Die Oranier-Umzüge finden alljährlich üblicherweise am 12. Juli statt, dem Jahrestag der legendären Schlacht am Fluss Boyne nordwestlich von Dublin. Dort bezwang der Protestant Wilhelm von Oranien 1690 den englischen König Jakob II., einen Katholiken, und wurde dessen Nachfolger. Wilhelms Sieg sicherte den Protestanten den britischen Thron und legte den Grundstein für die Jahrhunderte lange Unterdrückung der katholischen Bevölkerung Irlands. Am Jahrestag der Schlacht kam es in der Vergangenheit regelmäßig zu Ausschreitungen.

Heuer fanden die Paraden am 13. des Monats statt, da die Tradition die Märsche nicht an einem Sonntag gestattet. Die Oranier bemühten sich zuletzt, den Umzügen einen friedlichen Anstrich zu geben und hoben den Unterhaltungsaspekt hervor. Zum ersten Mal blieben auch Einkaufszentren in der Innenstadt von Belfast geöffnet.

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