Call-Girl-Skandal

Auto von Zeugin in Italien abgefackelt

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Trotz der Skandale sagt Berlusconi: "Bin populärster Premier Europas".

Regierungschef Silvio Berlusconi trotzt den Skandalen rund um sein Privatleben und vertraut seiner Popularität. "Trotz all dem, was man über mich in diesen Tagen schreibt, ist meine Popularität auf 61 Prozent geklettert. Das ist im Westen ein absoluter Rekord", erklärte Berlusconi am Donnerstag.

Call-Girls engagiert?
Berlusconi, der mit dem Vorwurf konfrontiert ist, Frauen dafür bezahlt zu haben, damit diese zu Partys in seinen Residenzen in Rom und auf Sardinien kamen, erhielt unterdessen aus den Reihen seiner Mitte-Rechts-Koalition zahlreiche Solidaritätserklärungen. Er sei Opfer einer systematischem Verleumdungskampagne, um ihn kurz vor dem G8-Gipfel vom 8. bis 10. Juli zu diskreditieren. Berlusconi hatte sich zuletzt als Opfer einer "Hasskampagne" ohne gleichen bezeichnet.

 

Das Video entstand am 11. August 2008 - inmitten der Georgien-Krise. Ausgelassen feiert Berlusconi mit rund 40 Gästen ein pompöses Fest in seiner Luxus-Villa "Certosa" auf Sardinien. Mit dabei: Simon le Bon von Duran Duran. Gegenüber Italiens Premier, der in einem weißen Sakko die illustre Runde unterhält, sitzt Giampaolo Taranti, ein Unternehmer aus Bari, gegen den wegen Förderung der Prostitution ermittelt wird. Als der DJ "Gioca jouer" spielt, stürmen rund ein Dutzend Schönheiten die Bühne und geben sich dem Tanz hin. Mehr dazu hier

Auto in Brand
Inzwischen sorgt der Skandal rund um Call Girls, die an Berlusconis Partys teilgenommen hätten, weiterhin für Aufsehen. Das Auto der 23-jährigen Barbara Montereale, die in den Sog der Affäre geraten ist, wurde in Brand gesetzt. Das Auto war vor der Wohnung Montereales in Modugno bei Bari geparkt. Die Ermittler vermuten eine Aktion, um die junge Frau einzuschüchtern, nachdem sie vor der Staatsanwaltschaft von Bari ausgesagt hatte. Montereale zählt zu den jungen Frauen, die sich an Berlusconis Partys in seiner Residenz in Rom beteiligt hatten.

Die Ermittlungen kreisen um den 35-jährigen Unternehmer Gianpaolo Tarantini wegen angeblicher Unrechtmäßigkeiten in Zusammenhang mit seinem Pflegedienst-Unternehmen und wegen Anstiftung zur Prostitution. Abgehörte Telefongespräche hätten ergeben, dass Tarantini Frauen Geld dafür gegeben habe, damit sie die Nacht in Berlusconis Anwesen in Rom und auf Sardinien verbrachten.

Protest gegen "Il Cavaliere"
Vier Universitäts-Dozentinnen haben nach Medienberichten über sexistische Verhaltensweisen des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi die Präsidentenfrauen der weltweit reichsten Länder zum Boykott des G8-Treffens im Juli aufgerufen. Die Forderung der italienischen Sozialpsychologie-Professorinnen wurde nach Angaben einer Internetseite vom Donnerstag bereits von 6500 Frauen unterschrieben.

Faymann fliegt nach Rom
Eigentlich sollte der Besuch von Bundeskanzler Werner Faymann bei Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi schon im Mai stattfinden. Doch Berlusconi verschob den Termin - zu sehr war er schon damals in einen Strudel von Sex, Intrigen und Lügen geraten. Diesmal dachte Faymann wegen des Hochwassers an Absage – entschied sich dann aber wegen der Entspannung doch zur Reise.

Für Berlusconi hat sich die Situation zugespitzt . Skurril: Ausgerechnet jetzt, am Höhepunkt der Turbulenzen um den 72-jährigen Regierungschef Italiens, den Medien bereits als Berlustconi bezeichnen, hat der Premier Faymann nun zu sich geladen.

Am Donnerstag Abend jettete der Kanzler nach Rom, für Freitag um 13.45 Uhr ist ein Vier-Augen-Gespräch im Palazzo Chigi geplant.

Die Besprechung von Privatangelegenheiten - das soll bei dem Meeting in Rom peinlichst vermieden werden. Fakt ist aber: Die Italo-Presse wird jede Sekunde des Besuchs penibel beobachten. Um 15.30 Uhr ist eine gemeinsame Presseerklärung geplant – hier könnte Berlusconi in Anwesenheit von Faymann von italienischen Journalisten mit peinlichen Fragen zu seinem Privatleben bombardiert werden.

Asyl und Lissabon-Vertrag
Und so versucht Faymann im Vorfeld bereits klarzustellen, dass es sich um einen reinen Arbeitsbesuch handle. Denn Ziel ist es eigentlich, gleich mehrere brisante politische Themen zu besprechen: Die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem EU-Vertrag von Lissabon, die europäische Sicherheitspolitik mit Schwerpunkt Asylrecht sowie die Auswirkungen der Krise auf die Wirtschaft Österreichs und Italiens sollen im Vordergrund stehen.

Ein ambitioniertes Ziel, denn Berlusconi selbst goss wieder Öl ins Feuer. Es sei eine "Kampagne aus Hass und Neid" gegen ihn im Gange, die dem Land schade. Bei Faymann kann er am Freitag jedenfalls um Verständnis für seine Belange werben...

ÖSTERREICH-Interview mit Kanzler Faymann

ÖSTERREICH: Was besprechen Sie mit Premier Berlusconi?
Werner Faymann: Im Mittelpunkt unserer Gespräche werden aktuelle internationale Themen wie die Lage im Iran oder im Nahen Osten stehen, sowie EU-Themen. Auch ein Erfahrungsaustausch zu Migration, Asyl und Sicherheit und zur Wirtschaftskrise, mit all ihren sozialen Folgen, steht auf dem Programm. Wichtig ist auch der Brennerbasistunnel.

Wie erlebten Sie bisher Silvio Berlusconi?
Silvio Berlusconi ist der demokratisch gewählte Regierungschef eines der wichtigsten Nachbarländer, zu dem Österreich eine enge und freundschaftliche Beziehung hat. Ich habe zu ihm – wie zu anderen Regierungschefs auch – ein gutes Arbeitsverhältnis.

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