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Berlin will Islam an Schulen als Fach einführen

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Deutschland erwägt neue Wege in der Schulpolitik: Der Innenminister will islamischen Religionsunterricht an Schulen einführen.

In Deutschland soll die Einführung eines islamischen Religions-Unterrichts als Lehrfach in deutscher Sprache an öffentlichen Schulen angestrebt werden. Das verlautete vor der dritten Sitzung der sogenannten Islam-Konferenz.

3,3 Millionen Muslime in Deutschland
Die Vertreter von Bund, Bundesländern und Kommunen sowie der 3,3 Millionen in Deutschland lebenden Muslime haben sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin im Grundsatz darauf verständigt. Der Islam hat nicht eine Organisationsstruktur wie die christlichen Kirchen und gilt in Deutschland bislang nicht als anerkannte Religionsgemeinschaft, die Religions-Unterricht erteilen kann.

Das Plenum der Islam-Konferenz tritt auf Einladung von Innenminister Wolfgang Schäuble am Donnerstag wieder in Berlin zusammen. Schäuble hatte die Deutsche Islamkonferenz 2006 ins Leben gerufen, um gemeinsame Wege zu besserer Integration der Muslime zu suchen. "Wir haben die verdammte Pflicht, dass sie sich hier zu Hause fühlen", sagte Schäuble am Dienstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Berlin.

Islam-Konferenz
Der Plenumsitzung waren monatelange Verhandlungen in Arbeitsgruppen vorausgegangen. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" einigte man sich auch auf allgemeine Ziele wie: "Integration verlangt auch von in Deutschland lebenden Muslimen die aktive Bereitschaft zu Erwerb und Gebrauch der deutschen Sprache und darüber hinaus die vollständige Beachtung der deutschen Rechtsordnung und der Werteordnung des Grundgesetzes." Der Dialog der Islam-Konferenz ist auf weitere Jahre angelegt.

Nach einer Umfrage des Institut TNS Emnid im Auftrag der "Zeit" fühlen sich drei von vier Deutschtürken nicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel vertreten. 78 Prozent der in Deutschland lebenden türkischstämmigen Männer und Frauen antworteten, sie glaubten nicht an Merkels Versprechen, auch die Kanzlerin der hier lebenden Türken zu sein. Dieses Meinungsbild zeigt nach Einschätzung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, "dass wir noch mehr tun müssen, um das Zugehörigkeitsgefühl der türkeistämmigen Zugewanderten zu Deutschland zu stärken".

Ausländer werden diskriminiert
Trotz einiger Anstrengungen bei der Integration werden Ausländer in Deutschland und in der Europäischen Union weiterhin diskriminiert. Dies ist das Ergebnis zweier neuer Studien, die die ehemalige Bundestags-Präsidentin Rita Süssmuth in Berlin vorstellte. "Es gibt eine durchgängige Benachteiligung ethnischer Minderheiten in der EU", sagte die Präsidentin einer EU-Expertengruppe. Auch in Deutschland seien viele Einwanderergruppen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft nicht gleichberechtigt.

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