Treffen geplant

Berlusconi vergibt seinem Attentäter

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Der italienische Ministerpräsident wird am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen.

Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, der am Sonntag bei einer Parteiveranstaltung in Mailand von einem mutmaßlich geistig Verwirrten angegriffen und verletzt worden ist , muss eine zweiwöchige Ruhepause nehmen. Nach dem Rat seiner Ärzte wird der Premierminister mindestens 14 Tage lang den "wichtigen öffentlichen Aktivitäten" fernbleiben. Der 73-jährige Medienzar, der wegen seiner Verletzungen bereits seine Reise zum Weltklimagipfel in Kopenhagen abgesagt hatte, wird am Mittwochnachmittag aus dem Krankenhaus entlassen, in das er nach dem Angriff am Sonntag eingeliefert worden war.

Aus dem Krankenhaus ließ Berlusconi Dank für die zahlreichen Solidaritätsbotschaften ausrichten: "Ich danke von Herzen den vielen Menschen, die mir Botschaften gesandt haben. Ich sage allen, sie sollen ruhig und fest bleiben. Die Liebe gewinnt immer über Neid und Hass", hieß es in der Mitteilung des Premierministers.

Berlusconis persönlicher Arzt, Alberto Zangrillo, berichtete, der Regierungschef sei nach dem Angriff betrübt. "Er hat viele Besuche empfangen, die ihn zwar ermüdet aber ihm auch geholfen haben, sich am Laufenden zu halten", so Zangrillo. Seiner Ansicht nach werden die Verletzungen keine Narben auf Berlusconis Gesicht hinterlassen. Die Dosis an Medikamenten sei erhöht worden, da der Premierminister wegen der Verletzungen über Schmerzen klage. Der Priester Luigi Verze, ein enger Freund Berlusconis, versicherte, der Premierminister habe dem Täter schon verziehen. "Ich würde mich nicht wundern, wenn er schon ein Treffen mit ihm plant. (...) Berlusconi ist ein Mensch des Vertrauens und des Glaubens. Er liebt jeden, auch seine Feinde", sagte der Priester.

Strengere Sicherheitsmaßnahmen
In einer Ansprache vor der italienischen Abgeordnetenkammer warnten Innenminister Roberto Maroni und Vertreter der Geheimdienste am Dienstag vor weiteren Angriffe auf Berlusconi. Die Gefahr sei, dass die Geste des psychisch labilen Massimo T. nachgeahmt werde. Maroni verurteilte die aggressive Kampagne der Opposition gegen den Ministerpräsidenten in den vergangenen Monaten, die in mehreren Fällen "die Regeln der legitimen demokratischen Auseinandersetzung überschritten haben".

Am Donnerstag werde der Ministerrat strengere Sicherheitsmaßnahmen zur Vorbeugung gewaltsamen Proteste bei Veranstaltung ergreifen, kündigte Maroni an. Außerdem will der Minister Maßnahmen zur Verdunkelung von Webseiten ergreifen, die zur Gewalt aufhetzen. Die Opposition warnte jedoch vor Maßnahmen, die die Demonstrationsfreiheit in Italien beschneiden könnten.

Attentäter entschuldigt sich
Staatssekretär Gianni Letta bestätigte, dass der Angriff die isolierte Aktion eines psychisch gestörten Menschen ohne Verbindungen zur Politik sei. Der 42-jährige Täter, Massimo T., wurde am Dienstag erneut befragt. Er bestätigte seine Verantwortung für die Tat. Ein Untersuchungsrichter wird demnächst entscheiden, ob er weiterhin in Haft bleiben soll. Die Rechtsanwälte des Täters forderten seine Einlieferung in ein psychiatrisches Krankenhaus.

Der Angreifer entschuldigte sich unterdessen beim Ministerpräsidenten. Er bedauere seine "feige und unkontrollierte Tat", hieß es einem Brief, der von seinen Rechtsanwälten veröffentlicht wurde. Er bestritt jegliche politische Aktivität oder Parteizugehörigkeit.

Noch-Ehefrau in Sorge
Inzwischen forderten Politiker aus allen Lagern eine Entschärfung der politischen Debatte, die in den vergangenen Monaten wegen der Sexaffären und der Angriffe Berlusconis auf die Justiz eskaliert war. "Die politische Debatte darf nicht zu einem Konflikt zwischen Gut und Böse werden, ansonsten kann der Samen der Gewalt und der möglichen Rache nicht nur im Gehirn eines Geistesgestörten wachsen", warnte Justizminister Angelino Alfano. Zu Mäßigung in der politischen Diskussion rief auch der italienischen Staatspräsident Giorgio Napolitano auf. "Die italienische Gesellschaft ist stärker und geschlossener als man denken würde, wenn man die erzürnten Konflikte unserer Politik betrachtet", betonte Napolitano.

Berlusconis Noch-Ehefrau Veronica Lario rief in der Klinik an, um sich über den Zustand ihres Mannes zu informieren, berichteten italienische Medien. Sie habe nicht persönlich mit ihrem Gatten gesprochen, von dem sie sich im Mai getrennt hat. Medienberichten zufolge verlangt die 53-jährige Ex-Schauspielerin von Berlusconi 3,5 Millionen Euro im Monat für die Scheidung.

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