Libanon

Bombe in Beirut tötet Anti-Terror-Chef

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Der Libanon kommt nicht zur Ruhe: Im Christenviertel Beiruts explodierte eine Bombe. Mindestens vier Menschen wurden getötet.

Bei einem Sprengstoffanschlag auf einen führenden libanesischen Terror-Ermittler sind am Freitag in Beirut vier Menschen getötet und mehr als zwanzig weitere verletzt worden. Zusammen mit dem Geheimdienstoffizier Wissam Eid, dessen Wagen von einer ferngezündeten Autobombe zerstört wurde, starben in einem christlichen Stadtteil von Beirut ein Leibwächter und zwei Zivilisten. Nach unbestätigten Angaben hatte Eid kurz zuvor an einem Treffen mit Mitgliedern des internationalen Ermittlerteams für die Aufklärung des Mordes an Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri vom Februar 2005 teilgenommen, der syrischen Geheimdiensten zugeschrieben wird. Sein Vorgesetzter, der Chef des libanesischen Inlandsgeheimdienstes FSI, General Achraf Rifi, sagte am Tatort, Eid sei an der Aufklärung mehrerer großer Terroranschläge beteiligt gewesen.

Syrien verurteilte den Anschlag
Syrien hat den Anschlag umgehend verurteilt. Die offizielle Nachrichtenagentur SANA zitierte einen Regierungssprecher in Damaskus mit den Worten, das Attentat sei von den "Feinden des Libanon" verübt worden und richte sich gegen die "Sicherheit und Stabilität" des Nachbarlandes, aus dem sich das syrische Militär 2005 nach der sogenannten Zedernrevolution zurückgezogen hatte. Der libanesische Drusenführer und Chef der zur antisyrischen Mehrheitskoalition gehörenden Sozialistischen Fortschrittspartei, Walid Joumblatt, sagte am Freitag dem TV-Sender Al-Arabiya: "Das syrische Regime akzeptiert die Existenz eines unabhängigen Libanon nicht und wird alles tun, um zurückzukommen".

Offenbar ein Racheakt
General Rifi erklärte in Beirut, der Mord an Eid sei eine weitere "Botschaft" nach jenem am designierten Armeechef General Francois al-Hajj vom Dezember, doch werde sie ihre Wirkung verfehlen. "Das Attentat wird uns nicht daran hindern, unsere Mission zum Schutz des Landes fortzusetzen", sagte Rifi. Es war nach Angaben aus Polizeikreisen nicht der erste Versuch, Eid umzubringen. "Das war ein Racheakt, Eid war schon im Februar 2006 Ziel eines Attentatsversuchs, damals war vor dem Eingang seines Hauses eine Handgranate detoniert", sagte ein Polizist. Im vergangenen Jahr sei Eid während der Kämpfe der Armee gegen islamistische Extremisten in dem Palästinenser-Flüchtlingslager Nahr al-Bared bei Tripoli verletzt worden.

Die Explosion ereignete sich auf einer Straße im Stadtteil Hasimiyeh am Ostrand der Hauptstadt. Die Bombe richtete große Verwüstung an. Fernsehaufnahmen zeigten, wie aus einem Fahrzeug Flammen hochschossen. Mehrere weitere Autos gerieten ebenfalls in Brand. In den Boden wurde ein Krater gerissen. Helfer sagten, Leichenteile seien teilweise hundert Meter vom Ort des Anschlags entfernt gefunden worden.

Attentats-Serie reißt nicht ab
Seit der Ermordung Hariris 2005 ist es im Libanon zu einer Reihe von politisch motivierten Attentaten gekommen. Unter den Opfern befanden sich der christliche Politiker und Industrieminister Pierre Gemayel und mehrere Parlamentsabgeordnete. Der libanesische Armeekommandant General Michel Sleimane, auf dessen Wahl zum Staatspräsidenten sich die verfeindeten politischen Lager im Prinzip verständigt haben, hatte am Donnerstag die oppositionellen Kräfte vor einem Ausufern ihrer Proteste gegen die Regierung gewarnt. Die Streitkräfte respektierten die Meinungs- und Versammlungsfreiheit, doch würden sie bei der "kleinsten" sich abzeichnenden Bürgerkriegsgefahr entschlossen einschreiten, kündigte Sleimane an.

Aufruhr in Flüchtlingslagern
Sprecher der antisyrischen Mehrheitskoalition "Kräfte des 14. März" warfen der von Syrien unterstützten Opposition vor, einen "Putsch" zu beabsichtigen. Die Proteste gegen die vom Westen unterstützte Rumpfregierung von Premierminister Fouad Siniora, in der die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe der Schiiten nicht vertreten ist, hatten in den vergangenen Tagen an Intensität zugenommen. Hinzu kam der durch die israelische Blockade des Gaza-Streifens ausgelöste Aufruhr in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon.

Ein ranghoher UNO-Vertreter hatte vor Journalisten in New York erklärt, die Vorbereitungen für das internationale Sondertribunal zum Hariri-Mord seien weit gediehen. Die Anklage übernimmt Daniel Bellemare, der derzeitige Sonderermittler der Vereinten Nationen im Fall Hariri. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte den Kanadier im Dezember zum Nachfolger des Belgiers Serge Brammertz bestimmt.

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