Die britischen Truppen im Südirak haben den Abzug aus ihrem Hauptquartier in Basra begonnen.
Fast viereinhalb Jahre nach dem Einmarsch im Irak hat die britische Armee am Montag ihr Hauptquartier in der südirakischen Erdölstadt Basra geräumt. Die verbliebenen rund 500 Soldaten wurden aus dem "Basra Palace" abgezogen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in London sagte. Die irakische Armee übernahm die Kontrolle über das Gebäude. Der britische Premierminister Gordon Brown sagte, es handle sich um einen schon lange "geplanten und organisierten Umzug" vom Hauptquartier zum Luftwaffenstützpunkt Basra und nicht etwa um eine Niederlage. US-Präsident George W. Bush traf überraschend zu einem Besuch im Irak ein.
Briten wollen Verpflichtungen einhalten
Mit dem Abzug aus dem
Hauptquartier verließen die britischen Soldaten ihren letzten Stützpunkt in
der Stadt selbst. Brown sagte dem Sender BBC, falls die Sicherheitslage es
erfordere, werde sich die britische Armee, die nun vom 25 Kilometer von
Basra entfernten Luftwaffenstützpunkt aus operiert, erneut einschalten. Die
Briten hielten ihre Verpflichtungen gegenüber den Irakern und der UNO ein.
Die Kontrolle über die drei Provinzen Mayssan, Muthana und Si-Kar hatten die
britischen Streitkräfte bereits in den vergangenen zwei Jahren der
irakischen Armee übertragen. Das Gleiche soll mit der Provinz Basra im
Herbst geschehen.
Wandel zur Überwachungsfunktion
Es gehe um den Wandel von
einer "Kampf"-Aufgabe der britischen Truppen in vier südirakischen Provinzen
hin zu einer Überwachungsfunktion, sagte Brown. Den Basra-Palast hatte der
von den USA und Großbritannien im Frühjahr 2003 gestürzte irakische
Präsident Saddam Hussein am Ufer des Shatt al Arab errichten lassen. Der
Wasserarm trennt den Irak vom Nachbarland Iran. Die irakische Armee erklärte
das Gebiet um das Gebäude nun zur Sperrzone. Laut dem für die
Militäreinsätze in Basra zuständigen General Mohan Fahad werden nur noch
autorisierte Personen in das Hauptquartier vorgelassen, bis
Ministerpräsident Nuri al Maliki einen Beschluss über dessen künftige
Verwendung fasst.
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Im Südirak sind insgesamt rund 5500 britische Soldaten stationiert. Ihre Zahl soll bis zum Jahresende auf rund 5000 gesenkt werden. Die verbleibenden Soldaten sollen nach dem Wunsch von Premierminister Brown weiter über die Stabilität der Provinz wachen und einheimische Sicherheitskräfte ausbilden. Seit dem Einmarsch der von den USA geführten Truppen im Irak im März 2003 wurden dort fast 160 britische Soldaten getötet.
Zumindest leise Kritik aus Washington
Der britische Abzug aus dem
Hauptquartier in Basra, einem der Hauptexporthäfen für irakisches Öl, fand
unter den kritischen Blicken Washingtons statt. Ende August hatte das
Pentagon seine "Beunruhigung" über den bevorstehenden Abzug aus Basra
geäußert, wo "mafiaartige Strukturen" herrschten. Die Zwei-Millionen-Stadt
ist Schauplatz einer heftigen Rivalität zwischen verschiedenen schiitischen
Gruppierungen.
Wachsender Druck der Öffentlichkeit in England
Brown, der
das Amt des Regierungschefs Ende Juni von Premierminister Tony Blair
übernahm, steht unter wachsendem Druck der öffentlichen Meinung in
Großbritannien, den Abzug der Truppen aus dem Irak zu beschleunigen. Doch
trotz der innenpolitischen Kritik am Irak-Einsatz hält der Premier daran
fest. Die Soldaten hätten im Irak "eine Arbeit zu erledigen", hatte er im
August gesagt. Er lehnte es ab, einen genauen Zeitplan für den Abzug der
britischen Truppen zu erstellen. Am Wochenende hatten hochrangige britische
Offiziere die Irak-Politik der USA scharf kritisiert.