Parteitag

CSU gibt sich versöhnlich gegenüber CDU

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Die CSU-Spitze hat sich bei ihrem Parteitag in Nürnberg im Ton gegenüber der deutschen Schwesterpartei CDU versöhnlich gegeben.

Gleichzeitig aber schoss man auch scharf gegen die SPD.

CSU-Chef Erwin Huber sagte vor Journalisten, die Pendlerpauschale sei "kein Punkt, der die beiden Parteien auseinander treibt". Er sei außerdem überzeugt, dass sich die CSU mit ihren Forderungen durchsetzen könne.

Kein "Liebes-Abbruch"
Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sagte: "Das tut der Liebe überhaupt keinen Abbruch." Ein Streit komme "in den allerbesten Familien vor". Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnte vor den tausend Delegierten die alte Pendlerpauschale erneut ab. Die CSU will die Pendlerpauschale in voller Höhe wieder einführen, die Schwesterpartei erst das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Herbst abwarten.

Merkel: "Steuerkonzept geht in richtige Richtung"
"Das Steuerkonzept der CSU geht in die richtige Richtung", schmeichelte Merkel der Schwesternpartei bei ihrer Rede in Nürnberg. Die CSU-Forderung nach einer Rückkehr zur alten Pendlerpauschale nahm sie davon allerdings explizit aus. Sie erinnerte daran, dass die Union CDU/CSU für die Bundestagswahl 2009 ein Programm für "Mehr Netto vom Brutto" vorlegen wolle. Zugleich verteidigte Merkel das Ziel der deutschen Regierung, bis 2011 einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. "Wir dürfen nicht weiter auf Pump leben in einer alternden Gesellschaft."

Beckstein warf Merkel vor, mit ihrer Ablehnung der alten Pendlerpauschale zu sehr auf den deutschen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) zu hören. "Sie ist von Herrn Steinbrück falsch beraten", sagte er vor Journalisten. Huber sagte nach der Rede Merkels, er gehe davon aus, dass der Streitpunkt "in unserem Sinne" gelöst werde. "Von daher werden wir noch einige Beharrlichkeit an den Tag legen." Huber forderte weiter eine mittelstandsfreundliche Erbschaftssteuer: "Wir sind die Partei des Eigentums."

SPD "zerrisen, wo man hinschaut"
Einig waren sich die beiden Unionsparteien in scharfen Attacken auf den Koalitionspartner SPD. "Die SPD ist, wo man hinschaut, zerrissen", sagte Merkel. Huber zeigte sich siegesgewiss, dass die CSU bei der Wahl am 28. September ihre absolute Mehrheit halten wird. In Umfragen hat sich die Partei zuletzt bei Werten um die 50 Prozent stabilisiert. Zum Abschluss des Parteitags an diesem Samstag will die CSU ihr Wahlprogramm beschließen. Die Forderung nach einer Rückkehr zur alten Pendlerpauschale ist Teil des Steuerkonzepts der CSU-Spitze.

Sowohl Merkel als auch Huber lehnten die von der SPD geforderten gesetzlichen Mindestlöhne strikt ab. "Da ist das Gegenteil von sozialer Marktwirtschaft, das wird es mit uns nicht geben", sagte Merkel. Auch im Streit um den im schwarz-roten Koalitionsvertrag festgehaltenen Atomausstieg forderte die CDU-Chefin erneut eine Kehrtwende. "Wir wollen die Laufzeit der Kernkraftwerke verlängern, weil sie sicher sind und weil wir sie brauchen."

Lob von der CSU bekam Merkel für ihre Zusage, auf Initiative Bayerns das Gesamtvolumen der Ärztehonorare für 2009 auf 2,5 Milliarden Euro zu erhöhen. Damit sei die wohnortnahe Versorgung der Bürger gesichert, sagte Huber nach Merkels Rede.

Kritik von SPD und Grünen
SPD und Grüne kritisierten die CSU. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil sagte, der CSU fehle der "Sex-Appeal" des früheren Ministerpräsidenten und Parteichefs Edmund Stoiber. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast warf der CSU vor, die Interessen von "kleinen Leuten" aus den Augen verloren zu haben.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund lehnte das Programm der CSU für Steuersenkungen ab. DGB-Vize Ingrid Sehrbrock sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagausgabe), die Bezieher kleiner bis mittlerer Einkommen, Sozialrentner oder Arbeitslose zahlten in der Regel keine Einkommensteuern und profitieren also auch nicht von Steuersenkungen. "Für sie wäre es wichtiger, Verbrauchssteuern wie die Mehrwertsteuer zu senken", forderte sie. Sehrbrock bekräftigte die Forderung nach einer "uneingeschränkten Rückkehr zur vollen Pendlerpauschale". Dies hätten die Gewerkschaften schon verlangt, als "die CSU die massive Kürzung seinerzeit mit beschlossen hat".

Foto: (c) Ralph Orlowski/Getty Images

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