Verstaatlichung

Chavez lässt Zementfabrik besetzen

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Der Staat übernimmt die Kontrolle über ausländische Baustoffanlagen, da sie Präsident Chavez zu exportorientiert arbeiten. Er will lieber Häuser für die Armen bauen.

Truppen haben in Venezuela die Filiale einer mexikanischen Zementfabrik besetzt, um den Verstaatlichungsprozess zu beschleunigen. Da die Frist zur Einigung über die zu zahlende Entschädigung abgelaufen sei, solle das Unternehmen Cemex nun enteignet werden, erklärte Energie- und Ölminister Rafael Ramirez. Der Staat werde schon am Dienstag die Kontrolle über alle vier Cemex-Anlagen in Venezuela übernehmen. Von Soldaten besetzt wurde allerdings vorerst nur die Cemex-Filiale in Maracaibo im westlichen Bundesland Zulia.

Verstaatlichung wegen Zementmangel
Der linksnationalistische Staatspräsident Hugo Chávez hatte die Nationalisierung der Zementindustrie im südamerikanischen Land im April angekündigt. Mit den Vertretern lokaler Tochtergesellschaften der Konzerne Holcim aus der Schweiz und Lafarge aus Frankreich handelte die Regierung in Caracas inzwischen einen Kaufpreis aus. Als Grund für die Verstaatlichung nannte der Präsident den Zementmangel. Er warf den Unternehmen des Sektors vor, aufgrund "neoliberaler Firmenprozesse" zu exportorientiert zu sein. Er wolle Häuser für die Armen bauen - und das sei nur mit einem Zementunternehmen in Staatshand möglich, so Chávez.

Laut Energieminister Ramirez fordert Cemex eine Entschädigung von insgesamt 1,3 Mrd. Dollar (907 Mio. Euro). Das liege weit über dem von den Experten der Regierung geschätzten Preis. Der stellvertretende Staatspräsident Ramón Carrizalez sagte unterdessen, man werde für 87 Prozent der Lafarge-Aktien 257 Mio. und für 85 Prozent der Holcim-Aktien 572 Mio. Dollar zahlen. Die Mexikaner könnten nicht viel mehr als 800 Mio. Dollar verlangen.

Verstaatlichungswelle
Im Rahmen des Verstaatlichungsprogramms im Erdölland Venezuela hatte Chávez Ende Juli auch die Nationalisierung der drittgrößten Bank Venezuelas, der zur spanischen Santander-Gruppe gehörenden Banco de Venezuela angekündigt. Die Überführungen sind Teil der von Chávez angestrebten "sozialistischen Revolution". In diesem Jahr hatte Chávez die Übernahme von Ternium-Sidor, des größten Stahlkonzerns des Landes, sowie der wichtigsten Zementfabriken durch den Staat bekanntgegeben. Im vergangenen Jahr waren die Telefongesellschaft CANTV, das Energieunternehmen Electricidad de Caracas und Teile der Schwerölindustrie im Orinoco-Delta verstaatlicht worden.´

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