Chinchilla siegt

Costa Rica erhält erstmals Präsidentin

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20 Prozent der Stimmen sind ausgezählt. Die 50-Jährige führt mit einem deutlichen Vorsprung.

Zum ersten Mal in der Geschichte des mittelamerikanischen Landes Costa Rica hat eine Frau eine Präsidentenwahl gewonnen. Die 50 Jahre alte Politologin Laura Chinchilla verwies am Sonntag ihre Konkurrenten deutlich auf die Plätze. Nach Auszählung von fast 20 Prozent der Wahllokale erreichte sie 47,6 Prozent der Stimmen. Die Zahlen teilte der Chef der Obersten Wahlbehörde, Luis Antonio Sobrado, rund drei Stunden nach Schließung der Wahllokale mit.    

Damit dürfte Chinchilla bereits im ersten Wahlgang ihr Ziel erreicht haben, den derzeitigen Amtsinhaber und Friedensnobelpreisträger Óscar Arias zu beerben. Ottón Solís von der Partei der Bürgeraktion (PAC) kam auf 23,1 Prozent der Stimmen und für Otto Guevara von der Partei Befreiungsbewegung (PML) stimmten 21,8 Prozent der Wähler. Solís und Guevara erkannten den Sieg Laura Chinchillas an und kündigten eine konstruktive Opposition an.

Vertrauen gesunken
Mit dem Sieg Chinchillas dürfte vor allem die Kontinuität der sozialdemokratisch ausgerichteten Politik von Arias sichergestellt sein. Chinchilla gehört ebenso wie Arias der sozialdemokratisch orientierten Partei der Nationalen Befreiung (PLN) an. Die Amtszeit von Arias, der das Land bereits in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geführt hatte, endet am 8. März. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierungsarbeit war allerdings in den vergangenen Monaten auf Tiefstwerte gesunken.    

Bei der Stimmabgabe sagte der scheidende Präsident, für ihn sei die Stunde des Ausruhens gekommen. Er habe keine Wehmut, bald die Regierungsgeschäfte abgeben zu müssen. Vielmehr sei er stolz auf die Demokratie in Costa Rica, wo keine Soldaten nötig seien, um die Wahlurnen zu beschützen. "Solche Bilder haben wir nie gesehen und wir werden sie niemals in Costa Rica sehen", sagte er.

Gewalt explodiert
Wichtigstes Thema des Wahlkampfes war die zunehmende Gewalt in Costa Rica, wo im vergangenen Jahr fast 1.000 Menschen ermordet worden sind. Meist standen die Gewalttaten im Zusammenhang mit dem Drogenhandel, dabei ist Costa Rica ein Transitland auf dem Weg von Süd- nach Nordamerika. 90 Tonnen Kokain sind in den vergangenen drei Jahren in dem Land beschlagnahmt worden. Alle Kandidaten sprachen sich dafür aus, die Kriminalität mit harter Hand zu bekämpfen und vor allem die Polizei zu stärken. Über eine Armee verfügt das mittelamerikanische Land nicht.

In den vergangenen Wochen hatte Solís noch einmal versucht, den umstrittenen Freihandelsvertrag Cafta mit den USA und Kanada in den Wahlkampf einzubringen. Er werde als Präsident nachverhandeln, um die Nachteile auszubessern, die das Abkommen für Costa Rica enthalte, versprach er, ohne damit größeres Aufsehen zu erregen. Vor vier Jahren hatte das Thema die Bevölkerung in Gegner und Befürworter gespalten. Arias ließ danach in einem Referendum die Einwohner entscheiden, die dem Abkommen mit knapper Mehrheit zustimmten.

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