Tibet-Krise

Dalai Lama für Olympia in China

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Nach dem Fackellauf-Eklat spricht das Olympische Comité erstmals von „Krise“. Aber China hat einen neuen Unterstützer: den Dalai Lama.

Zwei Reihen von Polizisten mit Schlagstöcken, flankiert von Kollegen auf schweren Motorrädern, dahinter chinesische Elitekämpfer: Das mobile Bollwerk der olympischen Fackelläufer von San Francisco übertraf am Donnerstag selbst den Personenschutz des US-Präsidenten. Ausschreitungen gab es keine. Die „Reise der Harmonie“, wie China die Fackel-Tour um den Globus betitelt, wird damit aber endgültig zur Farce.

„Moralische Verpflichtung“
Jaques Rogge, Präsident des Olympischen Comités (IOC), sprach angesichts des olympischen Spießrutenlaufs erstmals von einer „Krise“. Er forderte China auf, der zugesicherten Achtung der Menschenrechte auch nachzukommen: „Ich rufe Sie auf, diese moralische Verpflichtung einzuhalten“, so Rogge in Peking. Anlass war ein Bericht von Amnesty International, in dem die Organisation eine deutliche Verschlechterung der Menschenrechtssituation in China ortet.

Die Führung in Peking wies Rogges Vorstoß brüsk zurück. Das IOC solle sich aus „völlig irrelevanten politischen Angelegenheiten heraushalten“, so Jiang Yu, Sprecherin des Außenministeriums.

Chinesen glauben Führung
Diese Auffassung wird mehrheitlich von der Bevölkerung geteilt. „Politik hat im Sport nichts verloren“, so die gängige Meinung. Die internationalen Proteste werden entweder nicht wahrgenommen oder als Erfindung westlicher Medien gesehen. Denn viele Chinesen glauben den staatlich kontrollierten Berichten, die Demonstrationen während der Fackelläufe entweder ausblenden oder als Störaktionen „tibetische Separatisten“ herunterspielen.

Dalai Lama beruhigt
Der größte Störenfried von allen ist aus chinesischer Sicht der Dalai Lama. Ihn hatte Peking bereits Mitte März als Drahtzieher der Unruhen in Tibet ausgemacht. Ungeachtet der Vorwürfe ergriff der Gottkönig am Freitag Partei für China: „Sie haben die Spiele wirklich verdient“, so der Dalai Lama in Tokio, „abgesehen von den unglücklichen Ereignissen in Tibet hat sich meine Meinung zum Austragungsort der Spiele nicht geändert.“ Er verurteilte neuerlich gewaltsame Aktionen währen der Fackelläufe. Aber: „Niemand hat das Recht, Menschen, die Freiheit für Tibet fordern, den Mund zu verbieten.“

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