Trotz Gesprächen

Dalai Lama gilt in China weiter als "Krimineller"

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Zwei Gesandte des Dalai Lama werden in China zu Gesprächen erwartet. Dennoch gibt es weiter scharfe Töne gegen das Exil-Oberhaupt der Tibeter.

Wenige Stunden vor einem geplanten Treffen mit Bevollmächtigten des Dalai Lama hat die chinesische Führung ihre Angriffe auf das tibetische Exil-Oberhaupt am Samstag erneuert. Die offiziellen Medien der Volksrepublik stellten den Friedensnobelpreisträger wieder als "Kriminellen" dar. Die tibetische KP-Zeitung "Xizang Ribao" wiederholte den Vorwurf, die "Clique" des Dalai Lama habe die blutig niedergeschlagenen Unruhen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa Mitte März angezettelt, um die Vorbereitungen für die Olympischen Sommerspiele in Peking zu stören.

Das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Chinas, "Renmin Ribao" (Volkszeitung), warf dem 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, vor, er kämpfe unter dem Vorwand einer angeblich fehlenden Religionsfreiheit für die Loslösung Tibets von China. Im März hatte der KP-Chef Tibets, Zhang Qingli, den Dalai Lama als "Wolf in Mönchskutte" bezeichnet. "Auch wenn sich die Lage beruhigt, wird die Dalai-Clique nicht von ihren teuflischen Absichten ablassen", wurde Zhang zitiert. Der Kampf gegen den Separatismus werde sehr intensiv sein müssen.

Gespräche beginnen
In Peking werden am Samstag zwei Abgesandte des Dalai Lama, Lodi Gyaltsen Gyari und Kelsang Gyaltsen, zu informellen Gesprächen mit der chinesischen Führung über die Tibet-Krise erwartet. Peking hatte Mitte März Proteste in der autonomen Region Tibet und anderen Landesteilen niedergeschlagen. Nach Angaben der tibetischen Exilregierung in Dharamsala in Nordindien wurden dabei mindestens 135 Menschen getötet, Peking spricht von rund zwanzig Toten.

Der Dalai Lama hatte die chinesische Siedlungspolitik in Tibet als "kulturellen Völkermord" verurteilt. Die massive Ansiedlung von Chinesen sei eine "demografische Aggression", um die Tibeter zur Minderheit im eigenen Lande zu machen, sagte das Exil-Oberhaupt. Chinas kommunistische "Volksbefreiungsarmee" war 1950 in Tibet einmarschiert. Im März 1959, nach der Niederschlagung einer Volkserhebung, waren der 14. Dalai Lama und die tibetische Regierung mit mehr als 100.000 Landsleuten nach Indien geflohen. Der Friedensnobelpreisträger hat Peking wiederholt schwere Menschenrechtsverstöße in seiner Heimat vorgeworfen, unter anderem Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen.

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