Holocaust-Leugner

Dem Vatikan reicht Williamsons Erklärung nicht

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Der Heilige Stuhl verlangt einen vollständigen Widerruf der Holocaust-Aussagen von Williamson. Der Brite glaubt nicht, das Juden in Gaskammern starben.

Für den Vatikan ist die Entschuldigungserklärung des Traditionalisten-Bischofs Richard Williamson, dessen Aussagen zum Holocaust weltweit große Empörung hervorgerufen haben, nicht ausreichend. Der Heilige Stuhl forderte am Freitag von Williamson einen vollständigen Widerruf seiner Aussagen.

Der Brite Williamson hatte erklärt, in nazideutschen Vernichtungslagern wären nicht sechs Millionen Juden umgebracht worden, sondern maximal 300.000 und kein einziger von ihnen in Gaskammern. In einer am Donnerstag an die päpstliche Kommission "Ecclesia Dei" gerichteten Erklärung hatte Williamson um Vergebung für den durch seine Aussagen angerichteten Schaden gebeten, doch widerrief er nicht ausdrücklich seine Holocaust-Leugnung.

Die Entschuldigung im Wortlaut
Der Heilige Vater und mein Oberer, Bischof Bernard Fellay, baten mich, die Bemerkungen, die ich vor vier Monaten im Schwedischen Fernsehen gemacht habe, zu überdenken, weil sie so schwerwiegende Folgen hatten.Angesichts dieser Folgen kann ich wahrheitsgetreu sagen, daß ich die Aussagen bedaure und daß ich sie nicht gemacht hätte, wenn ich vorher gewußt hätte, welchen Schaden und Schmerz sie anrichten würden – besonders in der Kirche, aber auch für die Überlebenden und Verwandten der Opfer von Ungerechtigkeit im Dritten Reich.Im Schwedischen Fernsehen habe ich nur die Meinung („Ich glaube“? „Ich glaube“?) eines Nicht-Historikers wiedergegeben.
Die Meinung hat sich vor zwanzig Jahren aufgrund der damals verfügbaren Beweise gebildet. Sie ist seitdem in der Öffentlichkeit kaum besprochen worden.Doch die Ereignisse der letzten Wochen und der Rat meiner älteren Mitbrüder in der Priesterbruderschaft St. Pius X. haben mich von der Verantwortung für das verursachten große Leid überzeugt. Ich entschuldige mich vor Gott bei allen Seelen, die über das, was ich gesagt habe, zutiefst empört waren.
Wie der Heilige Vater gesagt hat: Jeder Akt der ungerechten Gewalt gegen einen Menschen verletzt die ganze Menschheit.
Richard Williamson

"Der Brief ist weder an den Heiligen Vater, noch an die Kommission Ecclesia Dei gerichtet", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Die Entschuldigung von Richard Williamson entspreche daher keineswegs den vom vatikanischen Staatssekretariat gestellten Bedingungen. Der Bischof der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. sei am 4. Februar aufgerufen worden, sich auf absolut unbestreitbare Weise von seinen Holocaust-Aussagen zu distanzieren, so Lombardi. Der Brief Williamsons sei "allgemein und mehrdeutig".

Exkommunikation aufgehoben
Papst Benedikt XVI. hatte im Jänner die Aufhebung der Exkommunikation Williamsons und der drei anderen traditionalistischen Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais und Alfonso de Galaretta verfügt, die 1988 von dem Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt, aber nach kanonischem Recht gültig geweiht worden waren. Von der Ausübung der bischöflichen Weihegewalt bleiben sie aber suspendiert. Gleichzeitig wurde die Pius-Bruderschaft vom Vatikan aufgefordert, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen.

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