Indien

Eklat bei Prozess gegen Bombay-Terrorist

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Die Pflichtverteidigerin des Attentäters wurde wegen eines Interessenskonflikt von ihrem Amt entbunden. Bei dem Prozess herrschen strengste Sicherheitsvorkehrungen.

Fünf Monate nach den Terroranschlägen in der indischen Finanzmetropole Bombay hat am Mittwoch der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Täter begonnen. Nur wenige Augenblicke vor dem formellen Auftakt der Hauptverhandlung kam es zu einer überraschenden Entscheidung: Der Richter entband die Pflichtverteidigerin des 21-jährigen Pakistani von ihrem Mandat - sie hatte ein Opfer der Anschläge in einem Schmerzensgeldprozess vertreten.

Die Anwältin, Anjali Waghmare, habe das Gericht nicht über diesen Interessenskonflikt informiert, sagte Richter M.L. Tahiliyani. Er werde nun einen neuen Verteidiger benennen, was den Prozess aber weiter verzögern dürfte. Der Nachrichtensender NDTV berichtete, Waghmares Stellvertreter K. P. Pawar werde nun die Verteidigung übernehmen. Die Verhandlung wurde auf Donnerstag vertagt.

Hinrichtung gefordert
Radikale Hindus hatten gewaltsam dagegen protestiert, dass die mit einem Polizisten verheiratete Anwältin den Angeklagten vertritt, und die Hinrichtung des Pakistani ohne Prozess gefordert. Die Anwältin hatte trotz der Proteste und Drohungen an dem Mandat festgehalten.

Dem Angeklagten, Mohammed Ajmal Kasab, droht die Todesstrafe. Ihm werden unter anderem Mord und Kriegsführung gegen Indien zur Last gelegt. Kasab gilt als der einzige Überlebende der insgesamt zehn Angreifer. Die neun anderen wurden während der dreitägigen Belagerung mehrerer Luxushotels, eines jüdischen Zentrums und anderer Einrichtungen im Mumbai (Bombay) Ende November getötet.

Bei den Anschlägen kamen 164 Menschen ums Leben. Indien macht die islamistische Terrororganisation Lashkar-e-Toiba (LeT) für die Anschläge verantwortlich. Sie soll in den 1980er Jahren vom pakistanischen Geheimdienst gegründet worden sein, um gegen die indische Herrschaft im geteilten Kaschmir zu kämpfen. Im Februar räumte die pakistanische Regierung erstmals ein, dass die Anschläge von Mumbai teilweise in Pakistan geplant wurden. Allerdings hat Präsident Asif Ali Zardari den Vorwurf einer Verwicklung staatlicher pakistanischer Stellen in die Anschläge wiederholt zurückgewiesen.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Der Prozess gegen Kasab findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Verhandlungsraum im Zentralgefängnis von Mumbai soll sogar Bombenanschlägen standhalten. Außer Kasab sind zwei Inder angeklagt, denen Beihilfe zum Terror vorgeworfen wird. Die Polizei hat ein 11.000 Seiten umfassendes Anklageprotokoll gegen insgesamt 38 Verdächtige erstellt. Innere Sicherheit ist eines der dominierenden Wahlkampfthemen vor der indischen Parlamentswahl, die an diesem Donnerstag beginnt.

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