Haiti

Ex-Diktator "Baby Doc" wieder frei

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Jean-Claude Duvalier wird wegen Korruption und Veruntreuung angeklagt.

Haitis Ex-Diktator Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier sorgt in seinem Heimatland für Wirbel. Der 59-Jährige wurde in Port-au-Prince zunächst festgenommen, dann mehrere Stunden verhört und dann wieder frei gelassen. Ob es zu einem Prozess kommt, ist offen. Er sieht sich mit einer Anklage wegen Korruption und Veruntreuung konfrontiert, die aber erst noch zugelassen werden muss.

Freigelassen
Der frühere haitianische Diktator ist wenige Stunden nach seiner Festnahme wieder auf freiem Fuß. Duvalier befindet sich nach haitianischen Medienangaben bereits wieder im Luxus-Hotel "Karibe" in einem Vorort von Port-au-Prince. Er kann aber wohl das Land vorerst nicht verlassen, denn er muss sich den Justizbehörden zur Verfügung halten.

Duvalier war am Dienstag unter massiven Sicherheitsvorkehrungen von der Polizei aus seinem Hotel abgeführt und in den Justizpalast von Port-au-Prince gebracht worden. Dort musste er sich einem mehr als zweistündigen Verhör stellen. Er war am Sonntagabend nach 25 Jahren Exil in Frankreich überraschend in seine Heimat zurück gekehrt. Bei seiner Ankunft hatte er lediglich erklärt, er wolle sich in den Dienst des Landes stellen und den Menschen in Haiti nach dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2010 helfen.

Vorwürfe verjährt?
Sein Anwalt erklärte im Interview mit Radio Metropole, dass die Vorwürfe gegen seinen Mandaten verjährt seien. Die haitianische Regierung hatte nach der Rückkehr des früheren Potentaten einen Prozess nicht ausgeschlossen. Duvalier sei wie jeder andere Bürger Haitis auch der Gerichtsbarkeit unterworfen, machte Ministerpräsident Jean-Max Bellerive deutlich. Es gebe juristische Verfahren in einer Geldangelegenheit, die den Staat Haiti und "Monsieur Duvalier" beträfen. "Es gibt internationale Prozesse und Prozesse in Haiti. Ich wiederhole, wir nehmen das nicht leicht."

Duvalier soll während seiner Amtszeit Millionenbeträge in dreistelliger Höhe veruntreut haben. Er hatte 1971 von seinem Vater François Duvalier, genannt "Papa Doc", ein Terrorregime in dem Karibikstaat übernommen und wurde 1986 entmachtet. Das Regime der Duvaliers wird für den Tod von mindestens 30.000 Menschen verantwortlich gemacht.

"Erster Schritt"
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die Festnahme Duvaliers als Markstein und "willkommenen ersten Schritt", begrüßt, um den Ex-Präsidenten zur Verantwortung zu ziehen. Dessen Sicherheitsapparat habe systematische Menschenrechtsverletzungen, darunter Folter und willkürliche Festnahmen, begangen. Die Vorwürfe gegen Duvalier und alle anderen Verantwortlichen müssten in einem "gründlichen, unabhängigen und fairen Prozess" untersucht werden.

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