Trauertag ausgerufen

Ex-US-Präsident Ford ist tot

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Der 38. Präsident der Vereinigten Staaten löste 1974 Richard Nixon ab und blieb bis 1977 im Amt. Er starb 93-jährig in Kalifornien.

Der frühere US-Präsident Gerald Ford ist im Alter von 93 Jahren im kalifornischen Rancho Mirage gestorben. Ford war der 38. Präsident der Vereinigten Staaten und der einzige, der nicht durch eine Wahl ins Amt kam: Er löste 1974 den wegen der Watergate-Affäre zurückgetretenen Präsidenten Richard Nixon ab. Einer Strafverfolgung nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus entging Nixon nur, weil ihn Ford pauschal amnestierte. In Fords Amtszeit fiel das Ende des Vietnamkriegs, der 1975 mit der Niederlage der USA endete. Bei der Wahl Ende 1976 unterlag der Republikaner dem Demokraten Jimmy Carter, der das Amt Anfang 1977 übernahm. Beobachter machten die Nixon-Entscheidung Fords dafür verantwortlich, dass er die Wahl verlor. Später zollten ihm jedoch viele Respekt für diesen Schritt, denn er habe dazu beigetragen, dass das Land den Skandal hinter sich ließ und nach vorne blickte.

Ford wurde von allen bisherigen Präsidenten der USA am ältesten. In jüngster Zeit musste er sich aber immer wieder wegen gesundheitlicher Probleme im Krankenhaus behandeln lassen. Im August erhielt er einen Herzschrittmacher, im Jänner 2006 lag er wegen einer Lungenentzündung knapp zwei Wochen im Krankenhaus. 2000 erlitt Ford einen oder mehrere leichte Schlaganfälle. 2001 nahm er drei Tage nach dem 11. September mit den Expräsidenten Carter, George Bush und Bill Clinton an einem Gedenkgottesdienst für die Opfer der Terroranschläge teil. Im Juni 2004 nahm er mit den anderen drei früheren Präsidenten an der Trauerfeier für den verstorbenen Expräsidenten Ronald Reagan teil.

Bush: "Ein großer Amerikaner"
US-Präsident George W. Bush hat die Nachricht vom Tod Fords mit Trauer aufgenommen. Bush nannte ihn einen "großen Amerikaner", der dem Land viele Jahre treu gedient habe. Ford habe das Amt in einer Stunde nationaler Spaltung übernommen und dann geholfen, das Vertrauen in die Präsidentschaft wiederherzustellen, erklärte Bush. "Unser 38. Präsident wird immer einen besonderen Platz im Gedächtnis unserer Nation haben", erklärte Bush.

Der kommende Dienstag wurde zum nationalen Trauertag für den verstorbenen früheren Staatschef Gerald Ford ausgerufen. Auf seiner Ranch in Texas rief Bush die US-Bürger auf, den Tag dem Gedenken an Ford zu widmen. Zugleich lud er am Donnerstag die Menschen in aller Welt ein, sich in Erinnerung an Ford der Trauer anzuschließen.

Die Technologiebörse Nasdaq kündigte am Donnerstag an, sie werde am Dienstag geschlossen bleiben. Eine entsprechende Ankündigung wurde auch von der New York Stock Exchange erwartet.

Wenig überzeugende Amtszeit
Ford konnte als Präsident die US-Wähler nur wenig überzeugen. Seine Amtszeit fiel in die schwierige Zeit nach Watergate und dem Vietnam-Krieg. Sie war geprägt von einer schwächelnden US-Wirtschaft, selbst wenn diese auch angesichts internationaler Faktoren wie der Ölkrise ins Trudeln kam; die Inflation stieg bis auf sieben Prozent. Hinzu kam, dass die Demokraten infolge der Watergate-Affäre bei den Kongresswahlen 1974 die Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus gewannen. Dies schränkte die Handlungsfähigkeit des Präsidenten merklich ein.

Auch international setzte Ford kaum Aspekte. In seiner letzten Rede zur Lage der Nation im Jänner 1977, betonte der damals schon abgewählte Ford, es sei ihm gelungen, die in Folge des Vietnam-Krieges gespaltene Nation wieder geeint und das Vertrauen in das Amt des Präsidenten nach Nixon wieder gestärkt zu haben. Experten sahen dies ähnlich und schätzten Fords Präsidentschaft höher ein als von der Bevölkerung allgemein empfunden.

Football-Spieler und Jurist
Geboren wurde Ford am 14. Juli 1913 in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska. Er wuchs in Michigan auf und wurde schon als junger Mann national als guter Football-Spieler bekannt. 1948 gewann der studierte Jurist im ersten Anlauf einen Sitz im US-Repräsentantenhaus, den er 24 Jahre lang halten sollte. Schnell erwarb er sich den Ruf eines Mannes größter Integrität. 1973 wurde Ford von Nixon für das Amt des Vizepräsidenten nominiert.

Ausrutscher auf der Gangway
Vielen Österreichern ist Ford wegen seines spektakulären Ausrutschers bei einem Besuch im Juni 1975 in Salzburg in Erinnerung. Beim Aussteigen aus der US-Präsidentenmaschine stürzte er damals die Gangway hinunter.

Mit seiner Frau Betty war Ford seit 1948 verheiratet. Längere Zeit litt sie an Alkoholismus und gründete schließlich die nach ihr benannte Klinik, in der sich bereits zahlreiche Prominente therapieren ließen. Ford selbst tummelte sich nach seiner Präsidentschaft auf mehreren Schauplätzen: So trat er mehrmals im Fernsehen auf; unter anderem spielte er sich selbst in der TV-Serie "Denver-Clan". Der Vater von drei Söhnen und einer Tochter war Mitglied des Vorstands des Filmstudios 20th Century Fox sowie der Luftfrachtgesellschaft Tiger International, Mitbesitzer von Rundfunkstationen, Teilhaber eines Einkaufszentrums und einer Grundstücksgesellschaft.

Nach dem Tod Fords sind derzeit nur noch drei frühere US-Präsidenten am Leben: der Vater des jetzigen Chefs im Weißen Haus, George Bush (82) aus Texas, Jimmy Carter (81) und Bill Clinton (60).

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