Atomstreit

Experte warnt vor Atomkrieg mit Iran

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Politologe Matthias Küntzel kritisiert Politik Obamas und Atomwaffensperrvertrag.

Der deutsche Iran-Experte und Politologe Matthias Küntzel hat vor einem Atomkrieg mit dem Iran gewarnt. Der neue Kurs von US-Präsident Barack Obama im Atomstreit mit dem Iran nehme eine "paradoxe Entwicklung", erklärte Küntzel am Mittwoch bei einer Veranstaltung des Bündnisses "Stop the Bomb" in Wien. Würde die jetzige Obama-Politik fortgesetzt, dann sei das der "sicherste Weg zum Atomkrieg".

Wenn der Iran erst einmal Atomwaffen habe, werde es sehr schwer, dieses Land zu entwaffnen und seiner Macht zu berauben, ohne dass es zu einem iranischen Atomwaffeneinsatz komme, führte Küntzel weiter aus. Es sei verständlich, dass Obama keinen Krieg wolle - und doch führe der Kurs, den er eingeschlagen habe, "eben dorthin". Die Alternative werde dann entweder die Unterordnung unter den Islamismus oder der Sieg über diesen zu einem "unvorstellbar hohen Preis" sein, erklärte der Iran-Experte.

Erzeugung von Uran verhindern
All die Gruppen die im Westen den Antisemitismus und die Atompolitik des Irans heute bekämpften, seien seit der Kehrtwende der amerikanischen Politik mit neuen analytischen und politischen Herausforderungen konfrontiert, sagte Küntzel. Wenn man Atomwaffenpläne verhindern wolle, dann müsse man den Bau von Anlagen zur Erzeugung von Plutonium und Uran verhindern. Nur dann könne man sicher sein, dass keine Atombombe entstehe.

Als Ursache für den Kurswechsel Washingtons formulierte Küntzel einige Hypothesen. "Der erste Motor für diese Politik ist in meinen Augen Angst", so der Politologe. Man befürchte die Iraner könnten "meinen was sie sagen". Hier müsse man sich vor Augen halten, dass der Iran immer wieder angedeutet habe, dass er beispielsweise die britische Wirtschaft mit einem Schlag lahmlegen könne. Wer so radikal sei, mit dem stelle man sich lieber gut. Dieser Aspekt der Angst ist laut Küntzel sehr ernst zu nehmen.

"Wirklichkeitsverleugnung"
Die Angst führe wiederum zur "Wirklichkeitsverleugnung". Obama habe betont, dass er den Iran nicht mit anderen Maßstäben beurteile als jedes andere Land der Welt und dies habe er auch auf die Atomwaffen in Israel bezogen, so Küntzel. Dies bedeute, man wolle "nicht hinsehen" und messe den Iran nach falschen Maßstäben anstatt zu erkennen, dass dieser Ziele verfolge, die denen des Westens "fundamental widerstreben". Diese Wirklichkeitsverleugnung stelle ein "intellektuelles und moralisches Versagen" dar, betonte der Politikwissenschafter.

Eine weitere mögliche Ursache für den US-Kurswechsel sei "vielleicht Populismus", da Obama auch die nächsten Wahlen gewinnen wolle.

Kritik am Atomwaffensperrvertrag
Auch der Atomwaffensperrvertrag wurde von Küntzel kritisiert. Dieser sei kein Mittel, um die nukleare Option zu verhindern. Der Vertrag sei ein Produkt des Kalten Krieges und eine" vertrauensbildende Maßnahme" für Staaten, die der Weltgemeinschaft zeigen wollten, dass sie wirklich nur friedliche Zwecke verfolgen würden. Der Vertrag erlaube alles - man dürfe alle Teile einer Atomwaffe bauen, aber nicht zusammenfügen. Zudem könne man aus dem Atomwaffensperrvertrag auch austreten, so der Politologe.

Das iranische Regime kämpfe für eine Isolierung Israels vom Westen - mit einer Mischung aus Erpressung und Entgegenkommen, erklärte Küntzel weiter. Es versuche, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die "Massakrierung von Juden" und die Zerstörung des Staates Israel als tolerierbar und legitim betrachtet würden.

Küntzel arbeitet im International Center for the Study of Antisemitism an der Hebrew-University in Jerusalem, sitzt im Vorstand der Wissenschaftlervereinigung Scholars for Peace in the Middle East und ist Ko-Autor von "Der Iran - Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer europäischen Förderer". Seine Analysen über Islamismus und den Iran wurden in über zehn Sprachen übersetzt und sein Buch "Djihad und Judenhass" mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

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