Istanbul

Extremisten haben Dinks Zeitung im Visier

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Die Gruppe "Türkische Rachebrigade" erklärt, sie habe genügend Sprengstoff, um das "Agos"-Gebäude in die Luft zu jagen.

Nach der Ermordung des türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink in Istanbul hat dessen Zeitung "Agos" einen Drohbrief von Rechtsextremisten erhalten. Das "Agos"-Redaktionsgebäude im Istanbuler Stadtteil Sisli wird deshalb von der Polizei geschützt. In einem E-Mail an "Agos" hat die in den vergangenen Jahren mehrfach mit Drohungen hervorgetretene Gruppe "Türkische Rachebrigade" erklärt, sie habe genügend Sprengstoff, um das Redaktionsgebäude in die Luft zu jagen. Die Gruppe erklärte außerdem, sie verfüge über Panzerfäuste. Mit Blick auf den Völkermord der Türken an den Armeniern im Ersten Weltkrieg hieß es in dem E-Mail: "Der eigentliche Völkermord beginnt erst jetzt."

Extremist droht Literaturnobelpreisträger Pamuk
Ein Schwurgericht in Istanbul hatte am Mittwoch Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Dink-Mörder Ogün S. erlassen. Der 16-Jährige gab zu, Dink am vergangenen Freitag in Istanbul erschossen zu haben. Vier mutmaßliche Komplizen von S. kamen ebenfalls mit Haftbefehl in Untersuchungshaft. Darunter war der von der Polizei als Anstifter betrachtete Yasin Hayal, ein vorbestrafter Rechtsradikaler. Hayal hatte während des Gerichtstermins Drohungen gegen Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk ausgestoßen. Wann der Prozess gegen die Beschuldigten beginnt, ist noch unklar.

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Hrant Dink, 53-jähriger türkisch-armenischer Journalist, liegt tot am Boden. Er wurde mit Schüssen in den Kopf und den Körper niedergestreckt.

Dink war der prominenteste Vertreter der armenischen Minderheit in der Türkei. Seine ungeschminkten Äußerungen über die blutige Verfolgung der Armenier brachten ihm Morddrohungen ein.

Der Täter feuerte drei Schüsse ab - Dink war auf der Stelle tot.

Der Journalist Dink war Herausgeber der Wochenzeitung "Agos". Er war wegen "Beleidigung des Türkentums" zu einer Haft von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

Der Mörder hatte Dink angerufen und ihn vor die Tür seines Büros gebeten. Dort erschoss er ihn aus nächster Nähe.

Möglicherweise wurde der Täter von einer Überwachungskamera gefilmt.

Demonstranten stellten Kerzen auf. Stummer Protest gegen einen Mord, der die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei beeinflussen wird.

Tausende Menschen haben gegen die Ermordung Dinks protestiert. Unterdessen hat die Polizei drei Verdächtige festgenommen.