Irak

Gerüchte um Festnahme von Ex-Hussein-Vize

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Meldungen wonach der Vertraute von Saddam Hussein festgenommen wurde, wurden wieder dementiert. Ibrahim war in den 1990ern oft in Österreich.

Offiziere der irakischen Armee und Polizei haben am Mittwochabend (Ortszeit) einen Bericht dementiert, wonach der ehemalige Vizepräsident Izzat Ibrahim al-Douri in der nordirakischen Provinz Salaheddin gefangen genommen worden ist. Auch die Provinzverwaltung widersprach der Darstellung. Der Sender al-Arabiya hatte zuvor gemeldet, der ehemalige Vertraute von Ex-Präsident Saddam Hussein sei nach seiner Festnahme am Mittwoch bereits nach Bagdad gebracht worden, wo ein DNA-Test seine Identität endgültig klären solle.

Kein Dementi der USA
Der Sprecher der Sicherheitskräfte in Bagdad, Kassem Atta, wollte den Bericht auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Ähnlich äußerte sich auch das US-Militär in einer Erklärung. "Zu diesem Zeitpunkt können wir sagen, dass er sich nicht im Gewahrsam der Koalitionstruppen befindet, und uns liegen auch keine Angaben darüber vor, dass er von irakischen Sicherheitskräften gefasst wurde", hieß es darin. Der Provinz-Gouverneur von Salaheddin sagte: "Weder in Tikrit noch im Hamrein-Gebirge fanden heute überhaupt Militäroperationen statt."

Mehrmals falsche Berichte
Arabische Medien hatten schon mehrmals falsch berichtet, al-Douri sei verhaftet worden. Im vergangenen Dezember soll er nur knapp einer Festnahme entgangen sein. Auch sein angeblicher Tod wurde im November 2005 unter Berufung auf Anhänger der Baath-Partei bereits vermeldet. Die USA hegten damals allerdings Zweifel an der Richtigkeit der Todesnachricht. Der nationale Sicherheitsberater des Irak, Muwaffak al-Rubaie, hatte kurz vor Bekanntwerden der Berichte über die angebliche Gefangennahme al-Douris in einem Zeitungsinterview erklärt, der frühere Saddam-Vize lebe in Damaskus.

Al-Douri ist das letzte noch flüchtige ranghohe Mitglied der alten Führungsriege des Baath-Regimes. Er war früher die Nummer zwei des Kommandorates der irakischen Revolution, des höchsten Exekutivgremiums des Landes unter Saddam Hussein. Nach dem Einmarsch der US-Armee in Bagdad im April 2003 tauchte er unter. Die USA hatten 2003 zehn Millionen Dollar auf den Kopf von Izzat Ibrahim ausgesetzt.

Izzat Ibrahim soll in den vergangenen Jahren eine maßgebliche Rolle bei der Finanzierung von Attacken irakischer Aufständischer gespielt haben. Im Jänner 2007 rief er die Iraker zur "Befreiung des Vaterlandes" auf. "Ich schwöre, den Heiligen Krieg fortzusetzen und bis zur vollständigen Befreiung unseres Vaterlandes zu verstärken", erklärte er damals.

Wegen Behandlungen oft in Österreich
Der 1942 geborene Izzat Ibrahim hat Österreich in den 1990ern wiederholt besucht, um sich verschiedenen medizinischen Behandlungen zu unterziehen. Als der Grünen-Politiker Peter Pilz 1999 Anzeige wegen Kriegsverbrechen und Massenmordes an Kurden durch Einsatz chemischer Waffen (1988 in Halabja) erstattete, wurde diese von der Staatsanwaltschaft Wien "wegen mangelnder Gründe" zurückgelegt. Nach Darstellung des Innenministeriums wurden Izzat Ibrahim "aus humanitären Gründen" Aufenthaltsgenehmigungen erteilt. Medien berichteten damals, er leide an Leukämie. Während der damalige FPÖ-Klubchef und heutige BZÖ-Chef Peter Westenthaler 1999 ein Einreiseverbot forderte, wurde Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider bei seinen Irak-Besuchen auch vom Saddam-Vize empfangen.

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