IAEA-Geheimbericht

Iran erforschte moderne Atomsprengköpfe

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Die neue Technik ermöglicht kleinere und kompaktere Atomraketen.

Iranische Wissenschafter sollen an einer modernen Technologie für Atomsprengköpfe geforscht haben, die in Raketen Anwendung finden könnte. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA (IAEO) habe den Iran deshalb aufgefordert, für entsprechende Hinweise eine Erklärung zu liefern. Das berichtete die britische Zeitung "Guardian" am Samstag in ihrer Internetausgabe unter Berufung auf einen nicht veröffentlichten IAEA-Bericht.

Dabei geht es um die Technik der sogenannten "two-point implosion", die bereits in den fünfziger Jahren in den USA und der Sowjetunion entwickelt wurde. Von dieser Methode gibt es zwei Varianten, wie auch "Spiegel Online" meldete. In der einfacheren Version ist Spaltmaterial in Form eines Rugbyballs von konventionellem Sprengstoff umgeben. Er wird von zwei Seiten zugleich gezündet und verdichtet das Spaltmaterial so stark, dass die nukleare Kettenreaktion einsetzt. Bei der zweiten Variante ist eine Hohlkugel aus Spaltmaterial von einer rugbyballförmigen Sprengladung umgeben, die an beiden Enden zugleich gezündet wird.

Kompakte Atomwaffe
Die "two-point implosion" erlaubt wesentlich kleinere und kompaktere Sprengköpfe als etwa das Kanonen-Prinzip der Hiroshima-Bombe, bei dem zwei Uranladungen in einem Rohr aufeinander geschossen werden. "Falls Iran es mit der Entwicklung von Atomraketen ernst meint, wäre die Entwicklung eines solchen Sprengkopfs plausibel", sagte Wolfgang Liebert, Leiter der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicherheit (Ianus) an der TU Darmstadt. "Ein Zündmechanismus mit einem fortgeschrittenen Implosionsprinzip wäre in diesem Fall genau das Richtige."

Denn auf diese Weise könnte man eine Atomwaffe relativ klein und kompakt konstruieren, so dass sie am Ende auch an Bord einer Rakete ins Ziel gebracht werden könnte. Voraussetzung all dessen sei aber, dass die Informationen aus dem IAEA-Dossier zutreffen. Teheran hat aber unter anderem eingeräumt, Tests mit Technologien durchgeführt zu haben, die es erlauben, Explosionen von Sprengladungen auf die Mikrosekunde genau zu synchronisieren. Für die Entwicklung von Atomwaffen ist das von zentraler Bedeutung. In der Vergangenheit hatte die IAEA den Iran auch aufgefordert, Hinweise aufzuklären, wonach ein russischer Experte bei der Entwicklung dieser Technik geholfen haben soll.

Förderung in Uranmine ausgeweitet
Erst vor kurzem hatte der Iran mit der Enthüllung für Wirbel gesorgt, neben der Anlage in Natanz eine weitere Fabrik zur Urananreicherung zu besitzen. Zwar gab die IAEA Entwarnung. Bei der ersten Besichtigung der Anlage in der Nähe der Stadt Qom habe man nichts gefunden, worüber man besorgt sein müsse, sagte IAEA-Chef Mohamed ElBaradei der "New York Times".

Unterdessen veröffentlichten jedoch die unabhängigen Experten Jeffrey Lewis, Flynt Leverett und Hillary Mann Leverett im Internet einen Bericht, in dem es heißt, der Iran habe die Förderung in der Uranmine Gchine stark ausgeweitet. Das Land scheine eine "bedeutende heimische Uranquelle zu entwickeln", heißt es. Für die Versorgung eines zivilen Atomprogramms reiche die dort geförderte Menge bei weitem nicht aus, "aber für ein Waffenprogramm wäre sie relativ groß".

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