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Irans Satelliten-Test hält die Welt in Atem

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Der Iran hat einen Satelliten ins All geschickt. Die Weltgemeinschaft ist nun besorgt - ist dies ein Vorbote für das Atomprojekt?

Der Iran hat den erfolgreichen Start seines ersten selbst gebauten Satelliten ins All gemeldet. Dies sei angesichts der internationalen Sanktionen ein besonderer Erfolg für Irans Wissenschaftler, hieß es am Dienstag in einem Beitrag des Staatsfernsehens. Der Satellit Omid (Hoffnung) sei von der ebenfalls im Iran entworfenen Trägerrakete Safir (Botschafter) transportiert worden. Der Satellitenstart erfolgte aus Anlass des 30. Jahrestags der islamischen Revolution.

Die EU und die USA verdächtigen Iran, mit einem Atomprogramm Waffen zur Bedrohung Israels herstellen zu wollen. Sie haben deshalb Sanktionen gegen das Land verhängt. Der Iran spricht lediglich von einem zivilen Programm zur Stromerzeugung.

Atomprogramm birgt Streit
Das iranische Atomprogramm hat in den vergangenen Jahren die internationale Diplomatie gehörig auf Trab gehalten. Entgegen den Forderungen des UN-Sicherheitsrates hat Teheran die Uran-Anreicherung nicht gestoppt und baut seine nuklearen Kapazitäten unbeirrt aus, trotz aller Sanktionen und Drohungen. Ob Teheran tatsächlich eine Atombombe bauen will, ist unklar.

Zivile Zwecke?
Der Iran versichert, die Kernenergie nur für zivile Zwecke zu nutzen. Man bestehe auf einer eigenen Uran-Anreicherung, um von Importen unabhängig zu sein. Und Atomwaffen, die Revolutionsführer Ali Khamenei zudem in einer Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) verboten habe, nützten in der heutigen Welt niemanden mehr.

Israel misstraut jedoch den iranischen Angaben zutiefst. Der iranischen Führung, die den jüdischen Staat als "zionistisches Regime" bezeichnet, dessen Ende bevorstehe, wird alles zugetraut. Durch die Unterstützung der Hisbollah, der Hamas und den Bau weitreichender Raketen sieht sich Israel durch Teheran schon jetzt bedroht. Die israelische Staats- und Militärführung hat wiederholt erklärt, man werde Teheran mit allen Mitteln daran hindern, die Fähigkeit zur Atombombenproduktion zu erlangen. Im schlimmsten Fall würde das einen neuen Krieg in einer bereits spannungsgeladenen Weltregion bedeuten, mit unabsehbaren Folgen.

Atomprogramm reicht in die Schah-Zeit zurück
Die Atompläne der iranischen Mullahs gehen bereits auf die Zeit der pro-westlichen Monarchie unter Schah Mohammad Reza Pahlevi (Pahlavi) zurück. Schon in den 1960er Jahren hatten die Iraner angesichts der Entdeckung reicher Uranvorkommen im Land von Atomkraftwerken und dem Besitz der Atombombe geträumt. Die Amerikaner, die heute zu den vehementesten Gegnern des iranischen Atomprogramms zählen, errichteten 1968 auf Wunsch seines damaligen militärischen Verbündeten das erste iranische Atomkraftwerk. 1974 vereinbarte der Iran mit der Siemens-Tochter KWU den Bau zweier Atomkraftwerke in der südiranischen Stadt Bushehr.

Die Islamische Revolution von 1979 änderte die Lage. Mit der Geiselnahme von US-Diplomaten in Teheran begann der Kampf der Fundamentalisten gegen den "großen Satan" Amerika - und den "kleinen Satan" Israel. Bushehr wurde deshalb von westlichen Firmen nicht fertiggestellt und der Bau 1995 an Russland übertragen.

Wirbel um Satelittenbilder
Ende 2002 brachten Satellitenbilder die Existenz einer geheimen Atomanlage in Natanz, rund 300 Kilometer südlich von Teheran, zutage. Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO (IAEA) fanden dort einen weitläufigen unterirdischen Komplex vor, durch 2,5 Meter dicke Wände vor möglichen Luft- und Raketenangriffen geschützt. In Natanz stieß man auch auf Spuren hoch angereicherten Urans, das zum Bau von Atombomben verwendet werden kann. Der Iran erklärte, die betroffene Zentrifuge über Zwischenhändler gekauft zu haben, sie sei bereits verunreinigt gewesen.

Seit damals tauchten immer wieder Verdachtsmomente auf, die Absichten Teherans könnten doch nicht so friedlich sein. Einen handfesten Beweis für ein Atomwaffenprogramm gab es nicht, die IAEO stellte jedoch wiederholt in ihren Berichten fest, der Iran habe offene Fragen bezüglich seiner nuklearen Aktivitäten nicht befriedigend beantwortet.

Ende 2007 erteilten die US-Geheimdienste dem Iran scheinbar die Absolution. In einem Bericht bescheinigten sie Teheran, sein Waffenprogramm Ende 2003 eingestellt zu haben. Doch bereits im Februar 2008 warnte US-Geheimdienstdirektor John Michael McConnell, das iranische Atomprogramm stelle weiterhin eine Gefahr dar.

Genug Material für Bombenbau
Im November 2008 stellte die Atomenergie-Organisation fest, dass der Iran theoretisch bereits über genügend Ausgangsmaterial für den Bombenbau verfügte. Experten sprachen aber von einem eher "symbolischen Meilenstein". Selbst wenn der Iran eine Atombombe bauen wolle, würde die Weltöffentlichkeit dies sofort bemerken, meinte ein IAEO-Experte. "In diesem Fall müsste der Iran aus dem Atomwaffensperrvertrag aussteigen und alle internationalen Beobachter aus dem Land werfen."

Teheran hat in Natanz rund 4.600 Hochgeschwindigkeits-Zentrifugen im Betrieb. Insgesamt sollen in der Anlage 54.000 Zentrifugen installiert werden. In diese Gaszentrifugen wird die in der Stadt Isfahan produzierte gasförmige Uran-Verbindung UF6 eingebracht. Durch die schnelle Umdrehung und das Hintereinanderschalten tausender Gaszentrifugen ("Kaskade") wird das äußerst seltene und leichtere Uran-235 vom schwereren und häufigeren Uran-238 nach und nach getrennt und in den inneren Schichten angereichert.

Uran-235 ist für die Gewinnung von Kernenergie nötig. Für ein Kernkraftwerk ist ein Anreicherungsgrad von etwa drei Prozent nötig, für eine Atombombe von 90 Prozent. Mit den derzeit vom Iran getesteten modernen P-2-Zentrifugen kann angereichertes Uran rascher als bisher produziert werden.

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