Mindestens 364 Tote

Israel will Krieg "bis zum bitteren Ende" führen

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Die Zahl der Toten wird auf mindestens 364 geschätzt, unter den Toten sind sieben Kinder. Israel betont, dass man sich erst am Anfang des Kampfes befinde.

Am dritten Tag der israelischen Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen haben sich die Fronten weiter verhärtet. Israel weitete die Angriffe aus und erteilte Forderungen nach einer Waffenruhe eine Absage. Auch ein ranghoher Hamas-Vertreter lehnte Friedensverhandlungen ab. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak erklärte, Israel führe gegen die palästinensische Organisation einen "Krieg bis zum bitteren Ende". Die Luftangriffe richteten sich nicht gegen das palästinensische Volk, sondern gegen die Hamas, sagte Barak.

350 Tote seit Samstag
Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen stieg nach palästinensischen Angaben auf mindestens 364. Unter den Toten waren demnach acht Kinder unter 17 Jahren. Über 1.400 Menschen wurden seit Samstag bei den rund 320 Luftangriffen der israelischen Streitkräfte verletzt. Ein Sprecher der Hamas-Polizei erklärte, 180 Mitglieder der Sicherheitskräfte seien ums Leben gekommen. Seit Beginn der Operation am Samstag hat die israelische Luftwaffe mehr als 300 Angriffe geflogen. Medien deuteten Truppenbewegungen als Vorbereitung auf eine Bodenoffensive.

Bei Vergeltungsschlägen militanter Palästinenser sind am Montag im südlichen Israel zwei Menschen getötet und vier weitere teils schwer verletzt worden. Kämpfer der Hamas feuerten mehr als 40 Raketen auf Israel ab. Bei einem Raketeneinschlag in der Gemeinde Nahal Os in der Wüste Negev wurde nach Angaben von Rettungskräften eine Person getötet, eine weitere schwer verletzt.

Die USA haben am Montag von der Hamas gefordert, den Raketenbeschuss Israels einzustellen und einer dauerhaften Waffenruhe mit Israel zuzustimmen.

"Krieg bis zum bitteren Ende"
Israel führe gegen die Hamas einen "Krieg bis zum bitteren Ende", sagte Barak vor einem Parlamentsausschuss in Jerusalem. Angriffsziele der Luftwaffe waren am Montag die Islamische Universität, ein Haus neben der Residenz des Hamas-Führers und Ex-Ministerpräsidenten Ismail Haniyeh und ein Gebäude der Sicherheitskräfte in Gaza. Die Hamas ihrerseits ist nach Angaben der Organisation Islamischer Staaten (OIC) zu einer neuen Waffenruhe mit Israel bereit. Voraussetzung sei, dass Israel seine Luftangriffe stoppe und die Blockade des Gaza-Streifens beende, teilte der senegalesische OIC-Vorsitz in Dakar mit.

Das Schlimmste steht noch bevor
Der israelische Vize-Generalstabschef Dan Harel betonte, das Schlimmste stehe noch bevor. Bei einem Treffen mit Bürgermeistern in Kiryat Gat im Süden Israels sagte er: "Wir befinden uns erst am Anfang des Kampfes, dies kann man nicht mit einem Schlag lösen. Das Schlimmste ist noch nicht ausgestanden, es steht uns noch bevor, und darauf müssen wir uns vorbereiten." Israel habe sich ein "hohes Ziel gesetzt" und wolle es auch erreichen. Mit dem Militäreinsatz "Gegossenes Blei" soll der ständige Raketenbeschuss aus dem Gaza-Streifen unterbunden werden.

Weitere Panzer stationiert
An der Grenze zum Gaza-Streifen wurden unterdessen weitere Panzer stationiert, während die Einberufung von 6500 Reservisten für eine mögliche Bodenoffensive umgesetzt wurde. Israel öffnete aber auch einen Grenzübergang in den Gaza-Streifen, den bis Mittag etwa 40 Lastwagen mit Hilfsgütern passierten, wie ein Militärsprecher erklärte.

Toter durch palästinensische Rakete
Im Süden Israels ist inzwischen erneut ein Mensch durch eine palästinensische Rakete getötet worden. Bei dem Angriff in Ashkelon seien am Montag ein Israeli getötet und acht weitere verletzt worden, teilten Rettungskräfte mit. Der Zustand von drei der Verletzten sei ernst. Nach israelischen Medienberichten kam bei dem Angriff eine Rakete vom Typ "Grad" zum Einsatz. Sie hat eine größere Reichweite und kann präziser abgefeuert werden als die häufig von militanten Palästinensern verwendeten Kassam-Raketen. Dadurch sind nach israelischen Angaben weitere 120.000 Menschen im Grenzbereich bedroht.

Merkel gibt Hamas die Alleinschuld
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht die alleinige Schuld an der neuen Eskalation der Gewalt bei der radikalen Palästinenserorganisation Hamas. In einem Telefonat mit Israels Ministerpräsident Ehud Olmert äußerte sie sich besorgt über die andauernde militärische Auseinandersetzung. Zugleich forderte sie eine politische Lösung. Merkel und Olmert seien sich aber einig gewesen, dass die Verantwortung für die jüngste Entwicklung "eindeutig und ausschließlich" bei der Hamas liege.

Demonstrationen in Teheran und Berlin
Zehntausende Iraner haben am Montag in Teheran gegen die israelischen Militärschläge im Gaza-Streifen protestiert. Bei der staatlich organisierten Demonstration in der iranischen Hauptstadt wurden israelische Flaggen in Brand gesetzt. Teilnehmer riefen "Tod Israel!" und "Tod den USA". Die arabische Welt und internationale Organisationen müssten ihr Schweigen brechen und einschreiten, um das Blutvergießen zu stoppen. Der oberste geistliche Führer Ayatollah Ali Khamenei hatte den Montag landesweit zum Trauertag erklärt. Auch in Berlin wurden tausende Teilnehmer bei einer Kundgebung gegen die israelischen Luftangriffe gezählt. In Wien soll es am Dienstag eine Demonstration geben.

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