Nach Rücktritt

Japans Ex-Finanzminister tot aufgefunden

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Nach Rücktritt wegen Trunkenheit auch Mandat verloren.

Der frühere japanische Finanzminister Shoichi Nakagawa, der im Februar wegen Trunkenheit im Amt zurückgetreten war , ist tot. Wie Polizei und japanische Medien am Sonntag meldeten, wurde die Leiche des 56-Jährigen auf dem Bauch liegend in seiner Tokioter Wohnung gefunden. Hinweise auf Gewalteinwirkung gab es nicht, jedoch wurde zunächst auch kein Abschiedsbrief gefunden.

Autopsie
Die Polizei in Tokio kündigte eine baldige Autopsie der Leiche an. Zu Details zu Nakagawas Tod wollte sich ein Polizeisprecher zunächst nicht äußern. Laut der Nachrichtenagentur Jiji Press fand die Ehefrau die Leiche Nakagawas, als dieser schon etwa acht Stunden tot war.

Der Finanzminister der inzwischen abgewählten konservativen Regierung wurde nach seinem betrunkenen Auftritt beim G-7-Gipfel in Rom zum Rücktritt gezwungen. Er sorgte im Februar international für Aufsehen, als er offensichtlich betrunken zu einer Pressekonferenz zum G-7-Gipfel erschien. Sein Auftritt machte ihn weltweit zum Gespött, für die bereits angeschlagene Regierung von Ministerpräsident Taro Aso wurde er untragbar. Unter Druck der Öffentlichkeit und seiner eigenen Partei trat er schließlich zurück, nachdem er zunächst noch versucht hatte, seinen sichtlich benommenen Zustand auf den Jetlag und die Einnahme eines Erkältungsmittels zurückzuführen.

Bei der Parlamentswahl Ende August mussten die seit mehr als 50 Jahren fast ununterbrochen regierenden Liberaldemokraten (LDP) die Macht an die Demokratische Partei abgeben. Auch Nakagawa verlor dabei sein Abgeordnetenmandat, das er über 25 Jahre lang innehatte. Im Wahlkampf hatte er versprochen, dem Alkohol künftig abzuschwören - seine Vorliebe für Gin Tonic und andere alkoholische Getränke war allgemein bekannt.

Mehrere Regierungsämter seit 1998
Der langjährige Banker hatte seit 1998 bereits mehrere Regierungsämter inne, unter anderem war er Wirtschaftsminister und zweimal Agrarminister, bevor ihn sein alter Freund Aso im September 2008 an die Spitze des Finanzministeriums holte. Innerhalb der LDP zählte Nakagawa zum nationalistischen und erzkonservativen Flügel. Frauen gehörten nach seiner Ansicht in die Küche, die Schiffe der Walfanggegner wollte er am liebsten versenken, Patriotismus in den Lehrplan aufnehmen und sein Land mit der Atombombe ausrüsten.

Schon Nakagawas Vater gehörte zu den Schwergewichten der LDP. Er beging 1983 in einem Hotelzimmer Selbstmord, indem er eine Überdosis Pillen schluckte.

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