Historische Reise

Karamanlis besucht Atatürk-Mausoleum

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Zum ersten Mal seit fast 50 Jahren besucht ein griechischer Regierungschef die Türkei. Auf dem Programm: Das Atatürk-Mausoleum.

Der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis hat am Donnerstag in Ankara ungeachtet der Kritik aus seiner Heimat das Mausoleum des türkischen Republik-Gründers Mustafa Kemal Atatürk besucht. In seiner Eintragung in das Gästebuch rief er Türken und Griechen auf, die "Tragödien der Vergangenheit" kein Hindernis für eine bessere Zukunft sein zu lassen. Karamanlis verband dies mit Appellen an seine türkischen Gastgeber: Ankara müsse Zugeständnisse im Zypern-Konflikt machen und die Lage der griechisch-orthodoxen Kirche in der Türkei verbessern. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, verwies Karamanlis mehrfach auf die türkischen EU-Ambitionen.

Pogrome von 1955
Griechenland hatte sich verpflichtet, das Geburtshaus des türkischen Republik-Gründers und ersten Staatspräsidenten in Saloniki zu erhalten und unter Schutz zu stellen, solange die Türkei in gleicher Weise mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel im Phanar in Istanbul verfährt, dem letzten Relikt des 1453 mit der osmanischen Eroberung untergegangenen Byzantinischen Reiches. Nach den Pogromen von 1955 hatten rund hunderttausend Angehörige der griechischen Minderheit die Türkei verlassen.

Ultrarechte Politiker in Griechenland hatten erklärt, der protokollarisch vorgeschriebene Besuch des konservativen Premiers im Atatürk-Mausoleum wäre nur mit dem Besuch eines israelischen Regierungschefs an einem Grabe Hitlers zu vergleichen.

Karamanlis wird bei seinem Türkei-Besuch dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. seine Aufwartung machen. Die Europäische Kommission hat von der Türkei das Ende der Benachteiligung nichtmuslimischer Religionsgemeinschaften verlangt. Die Regierung in Ankara war bisher nicht bereit, der Forderung nach Wiedereröffnung der Theologischen Akademie von Chalki nachzukommen. Die bedeutendste geistliche Ausbildungsstätte der Orthodoxie auf der Prinzeninsel, von den Türken Heybeli genannt, im Marmarameer war vor 37 Jahren vom türkischen Staat geschlossen worden.

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