Geiseldrama

Koreanische Geiseln in Afghanistan im Hungerstreik

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Drei der 19 in Afghanistan entführten Südkoreaner sind in einen Hungerstreik getreten. Die südkoreanischen Unterhändler erbitten mehr Zeit.

Ein Mann und zwei Frauen hätten die Protestaktion am Sonntag begonnen, berichtete am Montag die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Informanten. Nach dessen Angaben sollen die 19 Geiseln - auf mehrere Gruppen verteilt - von den radikalislamischen Taliban-Rebellen an Orten in der ostafghanischen Provinz Ghazni und im Zentralteil des Landes festgehalten werden.

Mit der Ermordung der Geiseln gedroht
Die Kidnapper hätten am Wochenende erneut mit der Ermordung der Geiseln gedroht, falls die Regierung in Kabul ihre Forderung nach Freilassung inhaftierter Taliban-Kämpfer nicht erfülle. Ein Taliban-Kommandant namens Abdullah Yan (Jan) sagte Yonhap zufolge, dass der afghanischen Regierung bis Montag Zeit gegeben worden sei. Unterdessen erbitten die südkoreanischen Unterhändler mehr Zeit. Dafür wollen sie alles unternehmen um die afghanische und die US-Regierung zur Freilassung von Taliban-Häftlingen im Austausch für die Geilsen zu bewegen.

Gespräche gescheitert
Taliban-Sprecher Qari (Mohammad) Yussuf Ahmadi hatte am Samstag mitgeteilt, dass die Gespräche mit der Regierung in Seoul über die Freilassung der verschleppten Koreaner gescheitert seien. Die südkoreanischen Unterhändler hätten offenbar nicht die Macht, die von den Aufständischen geforderte Freilassung von Gesinnungsgenossen bei der Regierung in Kabul durchzusetzen. Über das Schicksal der Geiseln werde der Taliban-Führungsrat entscheiden.

Die Taliban hatten am 19. Juli 23 Südkoreaner entführt. Zwei Männer aus der Gruppe erschossen sie. Zwei kranke Frauen ließen die Rebellen frei.

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Caritas International: Fortsetzung des zivilen deutschen Engagements
Unterdessen spricht sich die Hilfsorganisation Caritas International trotz des jüngsten Entführungsfalles einer Deutschen in Kabul - sie wurde mittlerweile wieder befreit - eindringlich für eine Fortsetzung des zivilen deutschen Engagements in Afghanistan aus. "Ein Abzug wäre ein fatales Signal gegenüber den Afghanen", sagte Caritas-Landesvertreter Timo Christians am Montag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in der Hauptstadt Kabul. "Wir stehen in der Verpflichtung zu zeigen, dass wir unser Mandat auch ernst nehmen und solange bleiben, wie noch gerade verantwortbar." Zögen die Hilfsorganisationen ab, "würde vieles in Afghanistan zusammenbrechen".

Riskante Arbeit
Militärischen Schutz für Hilfsorganisationen lehnte Christians ab. Die Helfer müssten neutral und unparteiisch bleiben, sagte er. Der beste Schutz sei der enge Kontakt zur Bevölkerung. Wenn dieser Kontakt verloren gehe, sei das langfristig die größte Gefahr. Auch in der afghanischen Hauptstadt sei die Arbeit nicht ungefährlich. "Besonders das Kriminalitätsrisiko ist gestiegen." Christians sagte, er sei sehr froh, dass die Entführung der Deutschen Christina M., die für eine Hilfsorganisation arbeitete und in der Nacht zu Montag von der Polizei befreit wurde, so schnell zu Ende gegangen sei. Er hoffe, dass das auf andere potenzielle Entführer Signalwirkung habe.

Auch bei der Caritas in Kabul seien die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden, sagte Christians. So gebe es derzeit etwa "gewisse Bewegungseinschränkungen". Für Ausländer in Afghanistan sei das eine Belastung. Es werde schwieriger, in Deutschland qualifiziertes Personal für die Arbeit am Hindukusch zu finden.

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