Sarko in England

London und Paris voll auf Kuschelkurs

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Paris und London wollten ihre "Partnerschaft vertiefen und stärken". Sarkozy sieht den Vorstoß nicht gegen Deutschland gerichtet.

Fünf Jahre nach dem Streit über den Irak-Krieg wollen Frankreich und Großbritannien ihre Zusammenarbeit deutlich verstärken. Beide Länder hätten eine "neue Etappe" in ihren Beziehungen eingeläutet, sagte Premierminister Gordon Brown am Donnerstag bei einem britisch-französischen Gipfel in London. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy betonte, die vertiefte Partnerschaft richte sich nicht gegen Deutschland. Er kündigte zugleich an, er werde vor einer Entscheidung über einen Boykott der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele die EU-Partner konsultieren.

"Partnerschaft vertiefen und stärken"
Paris und London wollten ihre "Partnerschaft vertiefen und stärken", sagte Brown. Dazu gehörten neue vierteljährliche Treffen von Vertretern beider Seiten neben den jährlichen Gipfeln. Brown spielte dabei auf die 1904 geschlossene "Entente cordiale" an, mit der beide Länder ihre Kolonialgebiete abgegrenzt und letztlich die Grundlage für die Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg gelegt hatten: Aus der "Entente cordiale" ("Herzliches Einverständnis") solle nun eine "Entente amicale" ("Freundschaftliches Einverständnis") werden, sagte der Premier. Vielleicht sei sogar eine "Entente formidable" ("Großartiges Einverständnis") möglich.

Sarkozy wies die Vermutung zurück, er suche wegen der deutsch-französischen Streitigkeiten der vergangenen Monate nun einen neuen Partner in Europa. Er habe immer gesagt, dass die traditionelle Achse Paris-Berlin allein für Fortschritte in Europa heute nicht mehr ausreiche, sagte der Präsident. Frankreich werde weiter "eine freundschaftliche Partnerschaft" mit Deutschland pflegen.

Kampf gegen den Klimawandel
Paris und London wollen laut einer Erklärung insbesondere beim Kampf gegen den Klimawandel und den Konflikten in Darfur und Burma zusammenarbeiten. Im Entwicklungsbereich wollen sie eine Initiative starten, um bis 2010 16 Millionen afrikanischen Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen. Im Kampf gegen die Ausweitung der internationalen Finanzkrise forderten Paris und London Banken auf, erlittene Verluste "schnell und vollständig" offenzulegen. Keine Erklärung gab es zu Berichten, beide Länder wollten auch beim Bau von neuen Atomkraftwerken in Großbritannien zusammenarbeiten.

Truppenpräsenz in Afghanistan
Sarkozy bekräftigte seine Ankündigung, dass sein Land bereit sei, seine Truppenpräsenz in Afghanistan zu verstärken. Ein Scheitern der Alliierten in Afghanistan "wäre ein katastrophale Botschaft" im Kampf gegen den Terrorismus, sagte der Präsident. In Frankreich stieß die Erhöhung des bisher rund 1600 Mann starken Kontingents bei der Opposition auf Ablehnung. Kritisiert wurde auch, dass Sarkozy die Ankündigung in London und nicht in Paris gemacht hatte.

Der britische Premierminister begrüßte die Ankündigung Frankreichs, mehr Truppen für den Kampf gegen die Taliban-Extremisten in Afghanistan bereitzustellen. Dies sei auch ein wichtiges Zeichen für andere Länder, "die Lasten gerechter zu teilen".

"Zurückhaltung und Dialog" in Tibet-Frage
In der Tibet-Frage forderten beide Seiten in China "Zurückhaltung und Dialog". Sarkozy verwies zu einem möglichen Boykott der Eröffnungszeremonie bei Olympia darauf, dass er im zweiten Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft innehabe. "Ich muss deshalb die anderen zu ihrer Meinung befragen, um zu wissen, ob ich zu der Zeremonie gehe oder nicht", sagte er. Brown, dessen Land 2012 Olympia ausrichtet, schloss einen Boykott weiter aus.

Bruni brachte mit Hofknicks Kritik zum Erstummen
Sarkozy war am Mittwoch zu seinem ersten Staatsbesuch in Großbritannien eingetroffen. Am ersten Tag war vor allem seine neue Frau Carla Bruni-Sarkozy im Blickfeld gestanden, nachdem britische Zeitungen am Mittwoch ein Aktfoto von dem Model veröffentlicht hatten. Mit ihrem eleganten Auftreten und einem formvollendenten Knicks vor der Queen konnte die aus Italien stammende Sängerin ihre Kritiker zum Schweigen bringen. Einige britische Kommentatoren verglichen sie am Donnerstag bereits mit Lady Diana oder Jackie Kennedy.

Das Paar wurde am Vormittag im königlichen Residenzschloss Windsor von Queen Elizabeth II. und deren Gatten Prinz Philip verabschiedet. Während ihr Mann mit Brown in der Downing Street Gespräche führte, traf sich Carla Sarkozy mit Browns Gattin Sarah zu einem Benefiz-Lunch. Mit der Wohltätigkeitsveranstaltung unterstützen die beiden First Ladies eine Initiative zu Gunsten schwangerer Frauen in armen Ländern.

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