Südtirol

Misshandlungsvorwürfe gegen Carabinieri

Teilen

Die Beamten sollen Jugendliche krankenhausreif geschlagen haben. Den Opfern wurde auch mit dem Umbringen gedroht. Eine lückenlose Aufklärung wird gefordert.

Schwere Misshandlungsvorwürfe gegen Carabinieribeamte in Meran hat am Donnerstag die Südtiroler Landtagsfraktion "Süd-Tiroler Freiheit" erhoben. Bei einer Pressekonferenz in Bozen wurden Fotos und Tondokumente von Jugendlichen präsentiert, die vor zwei Wochen nach einem Konzert von den Beamten attackiert worden sein sollen. Gegen jenen LAbg. der Fraktion, Sven Knoll, der die Misshandlungsvorwürfe präsentierte, liegt mittlerweile eine Anzeige wegen Verleumdung vor. Laut Knoll sei die Anzeige der Carabinieri am Mittwoch eingebracht worden, nachdem er zu der Pressekonferenz eingeladen hatte.

Mit "äußerster Brutalität" vorgegangen
Die Zwischenfälle hatten sich im Rahmen des "Rock the Lahn-Konzertes" in Obermais bei Meran ereignet, bei dem die Carabinieribeamte gegen die Jugendlichen vorgingen. Anhand der präsentierten Beweise müsse gegen die Carabinieri von Meran der Vorwurf körperlicher Misshandlung erhoben werden, der für einige Jugendliche hätte tödlich enden können, sagte Knoll. Nachdem die Polizei auf dem Sportplatz einen jungen Mann entdeckt hätten, der unter Hausarrest stand, seien die Beamten gegen diesen Jugendlichen vorgegangen, vor aller Augen, "mit äußerster Brutalität", wie der Politiker schilderte.

Krankenhausreif geschlagen
Aus Angst, dass dieser im Schwitzkasten ersticken würde, hätten Freunde und Unbeteiligte die Polizisten aufgefordert, von diesem Vorgehen abzusehen. Als Reaktion habe ein Carabiniere einem Unbeteiligten mit voller Wucht in den Magen getreten, sodass dieser zu Boden gegangen sei. Nach einem Handgemenge forderten die Beamten Verstärkung an, in dessen Folge eine Person von den Carabinieri krankenhausreif geschlagen worden sei. Andere hätten auf die Aufforderung Deutsch zu sprechen, Schläge mit Gummiknüppeln verpasst bekommen.

Mit Erschießen gedroht
Einem festgenommenen Jugendlichen sei in der Kaserne dann durch Schläge ins Gesicht die Nase gebrochen worden. Als dessen Bruder (der zuvor krankenhausreif geschlagen wurde) vom Krankenhaus in die Kaserne überführt wurde, habe man auch diesem mehrfach ins Gesicht geschlagen und ihm mit den Worten die Nase gebrochen: "Was willst du deutsches Schwein überhaupt? Wir müssen auch dir die Nase brechen, damit du deinem Bruder wieder gleichst". Ein anderer Jugendlicher, der ebenfalls massiv verprügelt worden sei, habe von einem Carabiniere mit folgenden Worten die Pistole auf die Schläfe gedrückt bekommen: "Es wäre besser, wenn wir dich abknallen würden, denn mit euch deutschen Schweinen haben wir ohnehin nur Probleme".

Lückenlose Aufklärung gefordert
Bei der Pressekonferenz wurden nicht nur die Zeugenberichte veröffentlicht, sondern auch Fotos von misshandelten Jugendlichen gezeigt, sowie ein Tondokument vorgeführt, auf welchem die Misshandlungen und die Schreie der Festgenommenen zu hören sind. In Gesprächen mit den Eltern der Betroffenen sei klar geworden, dass sie gegen die Misshandlungen zwar vorgehen wollten, aber Angst hätten, Anzeige zu erstatten, berichtete Knoll. Die "Süd-Tiroler Freiheit" forderte "lückenlose Ermittlung in dieser Angelegenheit".

Carabiniere weisen Vorwürfe zurück
Von den Carabinieri wurden die Vorwürfe zurück gewiesen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft richteten sich am Donnerstag vorerst nur gegen Knoll wegen des Tatbestandes der üblen Nachrede gegen eine gerichtliche Körperschaft (Carabinieri; Anm.).

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.