Raketenangriff

Neue Offensive der Taliban in Kabul

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US-Botschaft nur knapp von Rakete verfehlt - Fünf Tote bei Selbstmordanschlag.

Gut zwei Wochen vor der Präsidentenwahl in Afghanistan haben die Taliban erstmals seit längerer Zeit die Hauptstadt Kabul angegriffen. Am Dienstag schossen sie acht Raketen auf mehrere Stadtteile ab. Dabei wurden nach Polizeiangaben ein Kind und ein Zivilist verletzt. Eine Rakete verfehlte nur knapp die US-Botschaft und beschädigte das Haus eines hochrangigen Beamten des Innenministeriums. Im Süden des Landes kamen bei einem Selbstmordanschlag mindestens fünf Menschen ums Leben, 18 weitere wurden verletzt. Der Täter zündete seinen Sprengstoffgürtel neben einem Fahrzeug mit Angehörigen der Sicherheitsbehörde der Provinz Sabul, wie die Polizei mitteilte.

Raketenangriff
Zu dem Raketenangriff auf Kabul sagte ein Taliban-Sprecher, damit werde deutlich gemacht, dass die vom Westen unterstützte afghanische Regierung von Präsident Hamid Karzai vor der Präsidentschaftswahl am 20. August keine Sicherheit für Kabul garantieren könne. "Wir haben die Kontrolle", sagte der Sprecher Sabiullah Mujaheed und drohte telefonisch mit weiteren Raketenangriffen auf die Hauptstadt. Die Taliban, deren fundamentalistisches Regime 2001 durch eine US-geführte Militärinvasion gestürzt worden war, haben zum Boykott der Wahl aufgerufen und Angriffe auf Zufahrtstraßen zu Wahllokalen angekündigt. Auch vor der Präsidentenwahl 2004 hatten die Taliban Raketenangriffe auf die Hauptstadt verübt.

Diplomatenviertel
Aus Polizeikreisen verlautete, eine der Raketen sei im Diplomatenviertel Wazir Akbar Khan im Herzen der Stadt eingeschlagen. Dort sind die US-amerikanische, die britische, die französische und die deutsche Botschaft sowie die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan untergebracht. Auch das Hauptquartier der NATO-geführten Schutztruppe ISAF liegt in dem Viertel. Raketen landeten zudem in der Nähe des Internationalen Flughafens, im Zentrum sowie am Rande der Stadt, wo sich weitere Militärbasen befinden. Ein Polizeisprecher sagte, alle Sicherheitskräfte seien in Alarmbereitschaft. Nach dem Einschlag der Raketen waren auch Schüsse zu hören. Erst am Montag waren bei der Explosion einer Bombe in Herat im Westen des Landes elf Menschen ums Leben gekommen.

In Brüssel beriet am Dienstag der Nordatlantikrat über die Lage in Afghanistan. Der neue Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und NATO-Oberbefehlshaber James Stavridis trafen mit den NATO-Botschaftern der 28 Mitgliedstaaten zusammen. Derzeit sind in Afghanistan 101.000 ausländische Soldaten stationiert, darunter 62.000 aus den USA.

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