Nobelpreisträger

Obama holt Physik-Genie in sein Team

Teilen

Obamas Mannschaft wird eine illustre Runde: Der künftige US-Präsident mach einen Nobelpreisträger zum Energieminister.

Das künftige Kabinett des designierten US-Präsidenten Barack Obama wird immer vollständiger: Obama nominierte am Donnerstag den früheren Senator Tom Daschle als neuen Gesundheitsminister. Der 61-Jährige sei "einer der herausragendsten Experten der USA in Gesundheitsfragen", sagte Obama am Donnerstag. Er trage "frische Ideen und innovative Lösungen" bei. Daschles wichtigste Aufgabe wird die von Obama im Wahlkampf versprochene, umfassende Reform der Krankenversicherung in den USA. Unterdessen berichteten US-Medien über die voraussichtliche Besetzung von Spitzenposten in der Energie- und Umweltpolitik.

Physik-Nobelpreisträger als Energieminister
Demnach will Obama den Physik-Nobelpreisträger Steven Chu zum neuen Energieminister berufen. Der 60-Jährige setzt sich für die Erforschung alternativer Energien ein und hat gewarnt, ohne rasches Handeln könnte der Kampf gegen die globale Erwärmung zu spät sein. Als Leiterin der Umweltschutzbehörde (EPA) in Obamas Regierung ist Lisa Jackson vorgesehen, wie am Mittwoch aus Kreisen der Demokratischen Partei verlautete. Mit der offiziellen Bekanntgabe wird innerhalb der nächsten Wochen gerechnet. Einen neu geschaffenen Posten zur Koordinierung der Energie-, Klima und Umweltpolitik erhält demnach Carol Browner, die unter Präsident Bill Clinton EPA-Chefin war.

Daschle wird Gesundheitsminister
Tom Daschle solle zum "Architekten" einer neuen Gesundheitsstruktur in den USA werden, sagte Obama. Ziel sei es, die Kosten der Krankenversicherung für Familien und Unternehmen zu senken, damit sie für alle erschwinglich werden. Derzeit haben rund 47 Millionen Amerikaner keinen Versicherungsschutz, in den meisten Fällen, weil sie ihn sich nicht leisten können. Die steigenden Kosten für die Versicherungen seien "nicht durchzuhalten", sagte Obama.

Chu (60), Sohn chinesischer Einwanderer, war 1997 gemeinsam mit zwei Kollegen für Arbeiten zur Kühlung von Atomen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. In den vergangenen Jahren konzentrierte er sich allerdings auf Energiefragen. Carol Browner (52) war im Übergangsteam Obamas für die Überprüfung der bisherigen US-Umweltpolitik zuständig. Jackson hatte 16 Jahre bei der EPA gearbeitet, bevor sie 2002 in die Regierung des Ostküsten-Staates New Jersey wechselte.

Druck gegen Klimaerwärmung
Die voraussichtlichen Nominierungen seien ein Hinweis darauf, dass Obama "starken Druck im Kampf gegen die Klimaerwärmung und zugunsten von Neuerungen in den Energietechnik machen will", schrieb die "Washington Post" am Donnerstag. "Es ist ein großartiges Team", lobte der Chef des Klimazentrums der US-Umweltorganisation Natural Resources Defence Council, Daniel Lashof, die Personalentscheidungen. Sie seien ein "dramatischer Kontrast" zur umweltpolitischen Mannschaft des scheidenden US-Präsidenten George W. Bush. Dem US-Fernsehsender NBC zufolge will Obama die Nominierungen noch nicht in dieser Woche offiziell bekanntgeben.

Obama kündigte an, er wolle sich um einen "Neustart" des Ansehens der USA in der muslimischen Welt bemühen. Bei seiner Vereidigung werde er seinen vollen Namen - Barack Hussein Obama - verwenden, erklärte der künftige Präsident in einem Interview der "Chicago Tribune" und der "Los Angeles Times". Derzeit gebe es eine "einzigartige Gelegenheit", das Image der Vereinigten Staaten weltweit und vor allem bei den Muslimen zu erneuern. Im Wahlkampf hatte Obama versprochen, sich für die Verbesserung des weltweiten Ansehens der USA einzusetzen. Dazu gehöre auch eine Rede in der Hauptstadt eines islamischen Landes. Ob er dazu in seinem ersten Amtsjahr komme, sei aber noch unklar, sagte Obama in dem am Mittwoch veröffentlichten Interview.

US-Bürger zufrieden
Mit Obamas Vorbereitungen auf seine Amtsübernahme am 20. Jänner sind einer Umfrage zufolge fast drei Viertel aller US-Bürger zufrieden, auch die Republikaner billigen seine bisherigen Entscheidungen mehrheitlich. In einer Erhebung der Nachrichtenagentur AP und des Instituts GfK erklärten 73 Prozent der Befragten, sie würden Obamas bisherige Vorbereitungen auf seine Amtseinführung gutheißen. Unter den Demokraten äußerten sich 90 Prozent zufrieden, bei den Republikanern waren es 54 Prozent. Amtsinhaber George W. Bush kommt in der Umfrage auf lediglich 28 Prozent Zustimmung zu seiner Amtseinführung. Selbst bei den Angehörigen seiner Republikanischen Partei liegt die Zustimmungsrate nur bei 54 Prozent.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.