Über 360 Tote

Olmert lehnt Waffenruhe-Vorschlag ab

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Frankreich regte eine mögliche Waffenruhe im Gaza-Streifen an. Israel reagierte widersprüchliche, lehnte schlußendlich aber an.

Verwirrung herrschte am Dienstag im Nahen Osten um ein mögliches Angebot Israels um eine 48-stündige Feuerpause. Zunächst wurde bekannt, dass Israel angeblich eine Feuerpause im Gaza-Streifen erwägt, aber gleichzeitig der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas mit einer Bodenoffensive droht. Dieses Angebot wurde inzwischen von der israelischen Armee wieder dementiert. Die Operation "Gegossenes Blei" soll planmäßig weitergehen. Auch Präsident Olmert lehnte den Vorschlag ab.

Die Feuerpause, die angeblich von Frankreich angeregt wurde, soll der Hamas die Möglichkeit geben, die Raketenangriffe einzustellen. Die EU, deren Vorsitz Frankreich noch wenige Stunden innehat, hofft auf eine dauerhafte Waffenruhe. Auch das Nahost-Quartett aus UNO, EU, USA und Russland hofft auf eine sofortige Feuerpause.

Hilfsgüterboot abgedrängt
Ein Boot, mit dem internationale Friedensaktivisten Medikamente in den Gazastreifen bringen wollten, wurde Dienstagfrüh von einem israelischen Patrouillenboot in zypriotische Gewässer eskortiert. Israel hatte die Küstenzone zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Bisher hat die Marine die Schiffe der US-Menschenrechtsorganisation Free-Gaza stets passieren lassen.

Angriffe gehen weiter
Die Luftwaffe hat Dienstagfrüh auch wieder mehrere Gebäude der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas bombardiert. Nach palästinensischen Angaben stieg die Zahl der seit Beginn der Luftschläge getöteten Menschen auf 360. Etwa 1.700 Menschen wurden seit Samstag verletzt. Innenminister Meir Shitrit droht mit langwierigen Kämpfen: "Es gibt keinen Raum für eine Waffenruhe, so der Minister.

4 tote Israelis
Vor dem israelischen Bombardement in der Früh hatten militante Palästinenser am Montagabend wieder israelische Grenzstädte vom Gazastreifen aus mit Granaten und Raketen beschossen. Eine Granate traf einen Stützpunkt der israelischen Armee im Westen der Negev-Wüste. Dabei fiel ein Soldat, fünf wurden verletzt. In der israelischen Hafenstadt Ashdod starb eine Frau an ihren Verletzungen. Damit stieg die Zahl der seit Samstag getöteten Israelis auf vier.

"Krieg bis zum bitteren Ende"
Israels Verteidigungsminister Ehud Barak hatte der Hamas am Montag einen "Krieg bis zum bitteren Ende" angekündigt. Die Armee erklärte das Gebiet um den Gazastreifen zur militärischen Sperrzone. Das kann man als Hinweis auf eine Bodenoffensive deuten. Seit Beginn der Operation am Samstag hat die israelische Luftwaffe gut 300 Angriffe geflogen. Im Gegenzug feuerten die Palästinenser gut 200 Raketen und Mörsergranaten ab.

Welt ist empört
In zahlreichen arabischen Ländern, aber auch im Westen kam es erneut zu anti-israelischen Protesten. Wegen des Todes von acht palästinensischen Studenten beim UNO-Palästinahilfswerk UNRWA sowie wegen schwerer Schäden an UN-Einrichtungen im Gazastreifen protestierte die UNO scharf bei der israelischen Regierung.

Ägyptens Mubarak wehrt sich
Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak hat sich gegen die Anschuldigungen arabischer Kritiker gewehrt, die ihn wegen seiner Haltung im Konflikt um den Gazastreifen als "Verräter" geschmäht hatten. In einer Fernsehansprache sagte Mubarak am Dienstag weiter, er werde an seiner Entscheidung festhalten, den Grenzübergang zwischen Ägypten und dem palästinensischen Gazastreifen trotz der massiven israelischen Luftangriffe nicht zu öffnen. Nur Hilfsgüter und Verletzte dürften passieren.

Nicht genug getan?
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon warf der internationalen Gemeinschaft mangelndes Engagement im Nahost-Konflikt vor. "Ich glaube, die regionalen und internationalen Partner haben nicht genug getan", urteilte er. Die arabischen Außenminister müssten sich bei ihrer geplanten Sondersitzung entschieden für einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen einsetzen, zugleich seien auch andere führende Weltpolitiker gefordert, ihre Bemühungen um eine längerfristige Lösung der Krise zu verstärken, so Ban.

Foto: (c) Reuters

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